0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1168 Aufrufe

Experten befürchten Spätfolgen – nephrologische Nachsorge empfohlen

(c) hywards/shutterstock.com

Früh wurde erkannt, dass die Nierenwerte einen schweren Covid-19-Verlauf vorhersagen können [1]. Die S3-Leitlinien zur stationären Therapie [2] raten daher zur Bestimmung der Urin- und Nierenwerte schon in der Notaufnahme. Neu ist die Besorgnis, dass durch das Virus verursachte molekulare Gewebeveränderungen langfristig zu Nierenschäden führen könnten, und zwar nicht nur bei Covid-19-Patientinnen/-Patienten, die ein akutes Nierenversagen erlitten haben, sondern auch bei jenen, bei denen es während der Akuterkrankung zu Nierenwertentgleisungen kam. Da diese nicht immer erkannt wurden, unterstreichen Nierenexperten die Bedeutung der nephrologischen Nachsorge nach Covid-19, informiert die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie in einer Pressemeldung auf idw online.

Die Nieren werden bereits sehr früh im Verlauf in Mitleidenschaft gezogen. Genau darin liegt aber auch ein hohes prognostisches Potenzial: Bereits im bergangenen Frühjahr wurde die Covid-19-assoziierte Nephritis als frühes Warnsignal für schwere Verläufe der Infektionserkrankung erkannt und von der Arbeitsgruppe um Prof. Oliver Gross von der Universtiät Göttingen entsprechend publiziert [1].

Doch die Nierenbeteiligung ist noch mehr als ein prognostischer Marker für den Erkrankungsverlauf. Sie ist ein sehr bedeutender Risikofaktor für die Mortalität: Mehrere Studien [3, 4] zeigten, dass es bei Patienten, die an Covid-19 erkranken, häufig schon frühzeitig im Verlauf zu einer Nierenbeteiligung kommt, das heißt, zu einer Albuminurie (und/oder Hämaturie). Eine chinesische Studie [5] kam zu dem Ergebnis, dass die Nierenbeteiligung bei Covid-19-Patienten das Outcome der neuartigen Viruserkrankung dramatisch verschlechtert und die Mortalität um den Faktor 10 erhöht. Bislang war nur das Auftreten eines akuten Nierenversagens (AKI) als unabhängiger Prädiktor für die Mortalität bekannt [2], doch wie es scheint, sind bereits frühe Zeichen einer Nierenbeteiligung wie Eiweißverlust im Urin, Eiweißreduktion im Blut sowie der Verlust von Antithrombin III prognostisch bedeutsam [1].

Spezifische Langzeiteffekte erwartbar

Das legt die Frage nahe, ob und welche spezifischen Langzeiteffekte nach Covid-19 auf die Nieren zu erwarten sind. Die Datenlage zum akuten Nierenversagen (AKI) ist relativ eindeutig: Beim AKI („acute kidney injury“) erholt sich die Nierenfunktion nach sieben Tagen, abzugrenzen davon sei die AKD („acute kidney disease“), bei der die Erholung der Nierenfunktion länger dauert, und zwar bis zu 90 Tage. Bei vielen Patienten erholte sich die Nierenfunktion gar nicht, sie wurden chronisch nierenkrank. Kellum et al. [6] zeigten, dass sich bei insgesamt 41,2 Prozent der Patienten in den AKI-Stadien 2 und 3 letztlich keine Erholung der Nierenfunktion einstellte. Die gleiche Arbeitsgruppe zeigte zudem, dass diese Patienten ein Jahr nach Erleiden des AKI ein deutlich schlechteres Outcome (Tod, Dialysepflichtigkeit) aufwiesen. Ähnliche Warnsignale erreichen uns nun zum chronischen Nierenschaden nach Covid-19 aus China [7]: „Wir können sagen, dass gut die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die ein AKI erleiden, im Nachgang chronisch nierenkrank werden. Diese Rate ist auch nach einem Covid-19-assoziierten AKI zu erwarten. Es ist wichtig, die Betroffenen in eine nephrologische Nachsorge zu bringen, damit durch eine adäquate Therapie der Nierenfunktionsverlust verlangsamt beziehungsweise nach Möglichkeit aufgehalten wird“, erklärt Prof. Gross.

Wichtigstes Fazit des Göttinger Experten: „Die Niere muss in der Covid-19-Nachsorge neben den Lungen, Herz und dem Nervensystem im Zentrum stehen. Das ist umso wichtiger, da durch eine frühzeitige Behandlung der Nierenfunktionsverlust aufgehalten werden kann. Dazu gehört, dass der Hausarzt/die Hausärztin – ähnlich wie bei anderen Risikogruppen für Nierenerkrankungen wie etwa Patientinnen/Patienten mit Diabetes mellitus und Bluthochdruck – in regelmäßigen Abständen die Nierenwerte (GFR, Albumin im Urin) überprüft.“

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) Nachrichten Bunte Welt

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
23. Apr. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – April 2024
22. Apr. 2024

„Ein Pionier der wissenschaftlichen Implantologie, Mentor und Freund“

Nachruf der Deutschen Gesellschaft für Implantologie auf Prof. Dr. Dr. Peter Tetsch
18. Apr. 2024

Wechsel in der Geschäftsführung in Bremen

Axel Klarmeyer verlässt nach fast 30 Jahren auf eigenen Wunsch die Bego – Dr. Alexander Faber folgt als neuer CSO
16. Apr. 2024

Kortison wirkt – aber wie eigentlich?

Neue Erkenntnisse zu molekularen Wirkmechanismus eröffnen Suche nach neuen Alternativen
16. Apr. 2024

Zahnmedizin-Studierende in Brandenburg starten ins Studium

Neuer Studiengang an der Medizinischen Hochschule Brandenburg – 48 Erstsemester angenommen
15. Apr. 2024

Zahnmedizin in Nordrhein überdurchschnittlich betroffen

Fehlentscheidungen und ausbleibende gesetzliche Regelungen – Kritik auf Bundesebene bekräftigt
12. Apr. 2024

Wirtschaftliche Stimmung der Zahnärzte sinkt weiter

Stimmungsbarometer 1. Quartal 2024: Verbesserung vor allem bei Hausärzten – Verschlechterung bei den Zahnärzten
11. Apr. 2024

Kritik an Lauterbach: vage öffentliche Ankündigungen, schwache konkrete Umsetzung

Lücken in der Versorgung – Gesundheitsorganisationen DKG, KBV, KZBV und ABDA erneut vor der Bundespressekonferenz