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Wie zwei Behandlungseinheiten den Weg von Hannover in Deutschland zu einem Hilfsprojekt auf Jamaika fanden

Jetzt stehen sie auf Jamaika und tun dort bald ihren Dienst – aber bis dahin war es nicht nur eine lange Reise für zwei gebrauchte Sirona-Behandlungseinheiten. Dank einer konzertierten Aktion vieler Beteiligter kamen sie gut ans Ziel.

Anfangs ging es nur darum, wie man zwei gebrauchte, aber gut erhaltene Behandlungsstühle aus Hannover „überseefest“ verpackt. Doch dann wurde eine ganze Kette von Aktionen ausgelöst: Deppe Dental in Hannover hatte die Sirona-Behandlungseinheiten in einer Praxis ausgebaut, generalüberholt und schließlich transportfest verpackt. Der Condor-eigene Frachtspezialist Cargo-Movers musste sie nur noch abholen.

Mit Unterstützung des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte ging es dann über die Cargo City Süd, einem der größten Luftfrachtzentren Europas, im Bauch eines Condor-Ferienfliegers auf die karibische Sonneninsel Jamaika. Interessierte Freiwillige, die den Transport unentgeltlich begleiten wollten, gab es zuhauf: Immerhin erfreut sich die Reggae-Insel nicht zuletzt bei jungen Zahnmedizinerinnen und Zahnmedizinern zunehmender Beliebtheit, die positiven Erfahrungen der Famulanten sprechen sich immer mehr herum.

Transport mit dem Ferienflieger

Wohl keiner der Ferienfluggäste, die gut gelaunt der Sonne entgegenflogen, hatte wohl im Traum daran gedacht, dass eine komplette Zahnstation eine Etage unter den Sitzreihen mitflog. Das war sicherlich besser so, denn ob der Gedanke an einen – wenn auch noch so bequemen – Zahnarztstuhl die Urlaubsfreude gesteigert hätte, ist eher unwahrscheinlich. Schließlich kommen die meisten Gäste, die sonst über Montego Bay nach Jamaika einreisen, aus einem ganz anderen Grund auf die Insel: Der Nordwesten mit seinen langen Stränden und berühmt-berüchtigt kitschigen Sonnenuntergängen zählt zu den beliebtesten Honeymoon-Destinationen weltweit! Immerhin liegen diese Strände im jamaikanischen Hanover Parish – und somit hat sich der Kreis für die beiden Einheiten (fast) geschlossen.

Nachdem die Zollprozeduren überstanden waren, und da sind die jamaikanischen Behörden extrem pingelig, trennten sich die Wege von Ferienreisenden und Fracht: Über die Blue Mountains, Heimat vieler Rastafaris und des gleichnamigen Kaffees, ging es für die Sirona-Einheiten zuerst in die Hauptstadt Kingston. Sie ist weniger ein Touristenziel, dafür untrennbar mit Bob Marley und Usain Bold verbunden.

Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium

Finaler Empfänger war die Health and Wellness Foundation, eine Charity-Organisation, die direkt dem Gesundheitsministerium unterstellt ist. Der National Chief Oral Surgeon, Dr. Irving McKenzie, ließ es sich nicht nehmen, die Einheiten persönlich entgegenzunehmen, um sie der Academy of Mercy-Clinic zu überstellen. Dort kommen sie nun vor allem unterversorgten Bevölkerungsgruppen zugute.

Die Hilfsorganisation DIANO ist nunmehr seit fast zehn Jahren in Jamaika aktiv und konnte mit Spendenlieferungen bereits viel zum Positiven bewegen. Gleichzeitig zieht es immer mehr Famulanten, wie auch junge Zahnmedizin-Absolventen auf die Insel. Der Hilfsbedarf ist riesig, zumal die staatlichen Ambulatorien viel zu dürftig ausgestattet sind und es viel zu wenige Zahnärzte auf der Insel gibt. Dementsprechend gibt es für DIANO und die Kooperationspartner noch viel zu tun. (Mehr über Hilfseinsätze dort auch im Beitrag „Als Zahnarzt mit „Great Shape“ nach Jamaika“)

Noch vier Absaugungen gesucht!

Bei einer Inspektionsreise im September 2019 wurde festgestellt, dass es in keinem einzigen der acht besuchten staatlichen Ambulatorien eine funktionierende Absaugung gibt. Vier Stück sind mittlerweile über einen Spendenaufruf zusammengekommen. Zwei davon sind richtige Dentalabsaugungen von Dürr, die beiden anderen sind sogenannte Seitenkanalverdichter, wie sie früher in Zahnarztpraxen üblich waren. Nach den vier noch fehlenden Absaugungen wird derzeit intensiv gesucht, denn für März 2020 ist der nächste Container mit Hilfsgütern vorgesehen. Und dieser wird auch dringend benötigt. Nicht selten sieht man in den Ambulatorien morgens hunderte Patienten geduldig auf eine Behandlung warten.

Austauschprogramm bewährt sich

Doch das von der Health and Wellness Foundation und DIANO organisierte und von der GIZ unterstützte Austauschprogramm bewährt sich immer mehr. DIANO kann sich derzeit kaum vor Anfragen retten, denn für Auslandseinsätze sind die vorhandenen Strukturen in Jamaika ideal: Jeder der staatlichen Kliniken mit Zahnstation ist ein National Oral Surgeon als Supervisor zugeordnet, der den Teams von einheimischen und Gastzahnärztinnen und -zahnärzten zur Seite steht. Und zurück kommen die Freiwilligen oft überwältigt von vielen neuen, unvergesslichen Eindrücken.

Sicher ist jedoch eines: Sie durften alle erfahren, dass die Uhren in Jamaika „etwas“ anders ticken. Oder um es in der Landessprache auszudrücken: „Yaman, no problem!“

Tobias Bauer, DIANO, Singen

Wer gut erhaltene Geräte oder Material für die Projekte von DIANO zur Verfügung stellen möchte oder mehr über die Hilfsprojekte und die Mitarbeit wissen will, kann sich per E-Mail dental.aid.project@gmail.com direkt bei Tobias Bauer melden. Informationen zu weiteren zahnärztlichen Hilfsprojekten gibt es im „Handbuch Zahnärztliche Hilfsprojekte“, das als Broschüre oder pdf-Datei per E-Mail an kongress@quintessenz.de bestellt werden kann.


(Foto: Quintessenz Verlag)


 

Titelbild: DIANO
Quelle: Quintessence News Bunte Welt Nachrichten med.dent.magazin

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