0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2162 Aufrufe

Einzelpraxis bleibt beliebteste Gründungsform, Neugründungen am teuersten – Existenzgründeranalyse der ApoBank für 2021

(c) Lucky Business/Shutterstock.com

Im Jahr 2021 lag der Anteil der Frauen unter den zahnärztlichen Praxisgründern erstmals deutlich über dem der Männer. 56 Prozent der Gründer waren weiblich. Sie sind aber im Schnitt zwei Jahre älter als ihre Kollegen, wenn sie den Schritt in die Niederlassung gehen. Das zeigt die aktuelle Existenzgründeranalyse der ApoBank für das Jahr 2021. Dafür wurden 400 Praxisgründungen begleitet.

Schon 2019 waren Zahnärztinnen leicht in der Mehrheit, für 2020 bestätigte sich dieser Trend nicht. Aber nach wie vor ist die Übernahme einer Einzelpraxis die beliebteste Form der Niederlassung. Während für die Praxisübernahme die aufzubringenden Summen für Kaufpreis und Modernisierung nur leicht gestiegen sind, ist eine komplette Neugründung einer Praxis deutlich teurer geworden: rund 627.000 Euro schlugen dafür zu Buche, ein sechsstelliger Betrag mehr als noch in den Vorjahren. Da waren die Kosten kurzzeitig sogar leicht gesunken.

Frauen investieren im Schnitt weniger

„Der hohe Frauenanteil unter der angestellten Zahnärzteschaft ist schon lange zu beobachten – wir freuen uns, dass sich diese Entwicklung anscheinend zunehmend nun auch bei den Existenzgründungen abzeichnet“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der ApoBank. „Die nächsten Jahre werden sicherlich zeigen, ob sich diese Entwicklung auch zukünftig nachhaltig verfestigen wird. Generell gibt es einige geschlechtsspezifische Unterschiede bei dem Gründungsverhalten, die wir seit Jahren beobachten: Frauen investieren im Schnitt weniger, bevorzugen öfter Einzelpraxen und lassen sich in der Regel etwas später nieder als ihre männlichen Kollegen.“

Es ist auch nach wie vor so, dass Frauen vor allem in den östlichen Bundesländern in der Mehrheit sind und zwei Drittel der Praxisgründer stellen. Dort ist der Frauenanteil im Beruf historisch bedingt deutlich höher als im Rest des Landes. Im Süden und Norden liegt der Anteil der Zahnärztinnen an den Gründern bei 55 beziehungsweise 56 Prozent, nur im Westen mit 49 Prozent knapp unter dem der Männer.

Kaufpreise und Investitionen bei Übernahmen stabil

Die häufigste Art sich niederzulassen – ob Mann oder Frau – ist die Übernahme als Einzelpraxis. Die reinen Kaufpreise lagen 2021 mit 202.000 Euro in etwa auf Vorjahresniveau (2020: 208.000 Euro), und auch die gesamten Praxisinvestitionen sind mit 383.000 Euro nur geringfügig gestiegen (2020: 376.000 Euro). Die hier seit Jahren bestehende große Spanne bei den Praxisinvestitionen blieb auch 2021 bestehen. Auffällig ist, dass mittlerweile gut ein Viertel der Existenzgründenden (26 Prozent) mehr als eine halbe Million Euro in die Praxisübernahme zwecks anschließender Einzelpraxisniederlassung investiert.

Frauen investieren nach wie vor zurückhaltender

Ein Vergleich nach Geschlechtern zeigt, dass bei Männern die durchschnittlichen Praxisinvestitionen mit 417.000 Euro 2021 zum ersten Mal stagnierten. Bei Frauen dagegen sind diese auf 357.000 Euro abermals leicht angestiegen. Die Differenz zwischen den Praxisinvestitionen entsteht vordergründig durch unterschiedlich hohe Kaufpreise: Männer zahlten 2021 mit 240.000 Euro im Schnitt einen rund 38 Prozent höheren Übernahmepreis als Frauen mit 174.000 Euro. Kaum Unterschiede gab es hingegen bei der Höhe von weiteren Investitionen in die Praxis, zum Beispiel wenn es um die Modernisierung, Ausstattung oder um die Betriebsmittel ging.

Moderne Ausstattung, größere Praxen bei Neugründungen

Wer eine Einzelpraxis ganz neu gründet, plant ganz offensichtlich „auf Zuwachs“ und will auf dem aktuellen Stand der Technik starten. Zahnärztinnen und Zahnärzte, die eine Einzelpraxis neu gründeten, haben verglichen mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Schnitt die höchsten Praxisinvestitionen getätigt (627.000 Euro). Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein deutlicher Anstieg von mehr als 100.000 Euro.

„Gerade bei den von uns begleiteten Neugründungen konnten wir 2021 einen starken Fokus auf modernste medizinische Geräte und eine Praxisausstattung mit einem sehr hohen Digitalisierungsgrad sehen“, sagt Zehnich. „Hinzu kommen oftmals größere Praxisräumlichkeiten, um sich die Option für die Beschäftigung angestellter Zahnärztinnen und Zahnärzte offen zu halten. Das alles spiegelt sich natürlich auch in den Praxisinvestitionen wider.“

Die Niederlassung in einer gemeinsamen Praxis fiel pro Kopf etwas günstiger aus: Für die Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) wurden je Partnerin/Partner für einen Praxisanteil von 50 Prozent 418.000 Euro investiert. Allerdings wird diese Form der Existenzgründung nach wie vor zurückhaltend gewählt, der früher einmal erkennbare Trend zur BAG ist schon seit einigen Jahren nicht mehr zu erkenn.

Nur jede/jeder Siebte gründet eine ganz neue Praxis

Grundsätzlich finden Praxisneugründungen seit Jahren eher selten statt, 2021 bevorzugte immerhin etwa jede/jeder siebte Existenzgründende (15 Prozent) diese Form der Niederlassung: 10 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte entschieden sich, eine Einzelpraxis neu aufzubauen, 5 Prozent wählten die Neugründung einer BAG.

Die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte nutzen bereits vorhandene Strukturen: 2021 wählten 61 Prozent die Übernahme als Einzelpraxis. 10 Prozent übernahmen eine Praxis, um diese mit einem weiteren Partner als Gemeinschaftspraxis zu betreiben. 12 Prozent entschieden sich, in eine vorhandene Praxis mit einzusteigen. In eine BAG einzusteigen oder eine mitzugründen, ist vor allem bei jüngeren Zahnärztinnen und Zahnärzten eine Option. Generell haben Männer eine etwas höhere Präferenz für eine Kooperation als Frauen.

Die meisten gründen zwischen 30 und 39 Jahren

Insgesamt hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas an der Altersstruktur verändert: Die meisten zahnärztlichen Existenzgründenden lassen sich in einem Alter zwischen 30 und 39 Jahren nieder. Das Durchschnittsalter ist 2021 gegenüber den Vorjahren von 36,1 auf 36,8 Jahre etwas gestiegen.
Ähnlich wie auch bei anderen Heilberufsgruppen entscheiden sich Zahnärztinnen im Durchschnitt etwas später für eine Niederlassung: So war 2021 die Hälfte der Männer bei ihrer Existenzgründung jünger als 35 Jahre alt, bei den Frauen waren es nur 35 Prozent. Insgesamt lag das Durchschnittsalter der Zahnärztinnen mit 37,7 Jahren ganze zwei Jahre über dem der männlichen Existenzgründer mit durchschnittlich 35,7 Jahren. Die meisten Gründenden sind zwischen 30 und 39 bei Niederlassung.

Mittel- und Großstädte am teuersten

Weiterhin gibt es Unterschiede bei den bevorzugten Niederlassungsorten und den Kosten. Wer sich für eine Kleinstadt oder das Land entscheidet, zahlt sowohl für die Übernahme als auch für die Investitionen deutlich weniger als in einer Mittel- oder Großstadt. Fallen auf dem Land für eine Niederlassung in Praxisübernahme im Schnitt 307.000 Euro an, sind es in der Großstadt 392.000 Euro und in einer Mittelstadt schon 400.00 Euro. Die Übernahme in einer Kleinstadt verlangt im Schnitt eine Investition von 364.000 Euro (Übernahmepreis + Investitionen + Betriebsmittel).

Regional betrachtet, sind Praxen im Osten sowohl beim Übernahmepreis als auch bei den Investitionen am günstigsten – 275.000 Euro im Schnitt. Am teuersten ist die Übernahme eine Einzelpraxis mit 444.000 Euro im Süden, knapp gefolgt vom Westen (420.000 Euro) und Norden (403.000 Euro). In den vorliegenden Auswertungen gibt es noch keine Zahlen zur Verteilung der Gründungen auf Land, Kleinstadt, Mittelstadt oder Großstadt und zum Anteil der Praxisformen unter den Existenzgründungen dort.

Methode

Analysiert wurden rund 400 durch die ApoBank 2021 begleiteten zahnärztlichen Existenzgründungen. Die Daten wurden anonymisiert von der ApoBank ausgewertet.

Quelle: ApoBank/Quintessence News med.dent.magazin Praxisführung Praxis Wirtschaft

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
19. Apr. 2024

Landesregierung will Zahnärzte in Ungarn ausbilden

Ministerpräsident und KZV Sachsen-Anhalt gemeinsam aktiv – Besuch bei Stipendiaten an der Universität Pécs
19. Apr. 2024

Sachsen startet Kurs für ausländische Zahnärztinnen und Zahnärzte

Zur Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung – dem Fachkräftemangel aktiv begegnen
17. Apr. 2024

ApoBank profitiert von der Zinswende

6 Prozent Dividende vorgeschlagen – Online-Banking soll verbessert werden, neue Vorteile für Mitglieder
16. Apr. 2024

Zahnmedizin-Studierende in Brandenburg starten ins Studium

Neuer Studiengang an der Medizinischen Hochschule Brandenburg – 48 Erstsemester angenommen
15. Apr. 2024

Prof. Moritz Kebschull ist neuer Präsident der EFP

Leitlinien, mehr Aus- und Weiterbildung für die Zahnärztinnen und Zahnärzte und Förderung junger Wissenschaftler auf der Agenda
15. Apr. 2024

Eigene Szenarien erarbeiten, statt auf die Politik zu warten

Das alte System wird um- und abgebaut, es fehlt an Geld – die Zahnärzteschaft muss Antworten für die Zukunft finden, so Dr. Uwe Axel Richter
15. Apr. 2024

„Wir stehen vor einem großen Wandel, und das darf man durchaus kritisch sehen“

Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der BZÄK, über die Arbeit an und mit der GOZ, wie sich junge Zahnärztinnen und Zahnärzte gewinnen lassen und was sie antreibt
15. Apr. 2024

Zahnmedizin in Nordrhein überdurchschnittlich betroffen

Fehlentscheidungen und ausbleibende gesetzliche Regelungen – Kritik auf Bundesebene bekräftigt