0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2039 Aufrufe

Universität Basel: Musculus Masseter besitzt eine dritte, noch tiefer sitzende Schicht, die am Unterkiefer ansetzt

Die neu entdeckte Muskelschicht verläuft vom hinteren Teil des Jochbeins zum vorderen Muskelfortsatz des Unterkiefers.

(c) Jens C. Türp/UZB

Die Anatomie des Menschen hält noch Überraschungen parat: Forschende der Universität Basel haben einen bisher übersehenen Teil eines unserer Kaumuskeln entdeckt und erstmals detailliert beschrieben.
Der Massetermuskel ist der prominenteste Kaumuskel. Legt man die Finger auf den hinteren Bereich der Wangen und presst die Zähne aufeinander, fühlt man, wie er sich anspannt. In Lehrbüchern der Anatomie wird der Masseter in der Regel so beschrieben, dass er aus einem oberflächlichen und einem tiefen Anteil besteht.

„Musculus masseter pars coronoidea“

Forschende um Dr. Szilvia Mezey vom Departement Biomedizin und Prof. Jens Christoph Türp vom Universitären Zentrum für Zahnmedizin der Universität Basel beschreiben nun jedoch den Aufbau des Massetermuskels mit einer dritten, noch tieferen Schicht. In der Fachzeitschrift „Annals of Anatomy“ schlagen sie dafür den Namen Musculus masseter pars coronidea vor, also coronoider Teil des Masseters. Dies, weil die neu beschriebene Muskelschicht am Muskelfortsatz (dem sogenannten Koronoidfortsatz) des Unterkiefers ansetzt.Die anatomische Studie beruht auf genauen Untersuchungen formalin-fixierter Kiefermuskulatur, computertomographischen Aufnahmen und der Analyse gefärbter Gewebeschnitte von Verstorbenen, die ihren Körper der Forschung gespendet hatten. Hinzu kamen Magnetresonanzdaten einer lebenden Person.

Als hätte man eine neue Tierart entdeckt

„Dieser tiefe Anteil des Massetermuskels lässt sich hinsichtlich seines Verlaufs und seiner Funktion klar von den beiden anderen Schichten unterscheiden“, erklärt Szilvia Mezey. Die Anordnung der Muskelfasern lasse vermuten, dass diese Schicht an der Stabilisierung des Unterkiefers beteiligt sei. Zudem scheint sie der einzige Teil des Masseters zu sein, die den Unterkiefer zurück, also Richtung Ohr ziehen kann.
Ein Blick in historische Anatomiestudien und -lehrbücher zeigt, dass der Aufbau des Massetermuskels bereits in der Vergangenheit Fragezeichen aufwarf: In einer früheren Ausgabe des Standardwerks „Gray’s Anatomy“ aus dem Jahr 1995 beschreiben die Herausgeber den Massetermuskel ebenfalls dreischichtig, wobei die zitierten Studien allerdings auf der Kiefermuskulatur anderer Spezies beruhten und einander teils widersprachen.
Weitere vereinzelte Studien aus den frühen 2000er-Jahren berichteten zwar gleichfalls von drei Schichten. Diese untertrennten aber den oberflächlichen Anteil des Masseters in zwei Schichten, während die Beschreibung des tieferen Anteils den Standardwerken entsprach.

Originalpublikation:
Szilvia Mezey, Magdalena Müller-Gerbl, Mireille Toranelli, Jens Christoph Türp: The human masseter muscle revisited: first description of its coronoid part. Annals of Anatomy (2021), doi: 10.1016/j.aanat.2021.15187


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

  • Dr. Szilvia Mezey, Universität Basel, Departement Biomedizin, Anatomisches Institut, Tel. +41 61 207 27 24, E-Mail: szilvia.mezey@unibas.ch
  • Prof. Dr. Jens Türp, Universität Basel, Universitäres Zentrum für Zahnmedizin, Tel. +41 267 26 32, E-Mail: jens.tuerp@unibas.ch

„Angesichts dieser widersprüchlichen Beschreibungen wollten wir den Aufbau des Massetermuskels noch einmal umfassend untersuchen, obwohl man davon ausgeht, dass die anatomische Forschung der vergangenen 100 Jahre keine weißen Flecken hinterlassen hat“, so Türp. „Unser Fund ist ein bisschen so, als hätten Zoologen eine neue Wirbeltierart entdeckt.“

Quelle: Universität Basel Zahnmedizin Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
19. Apr. 2024

Die autogene Zahntransplantation als therapeutisches Konzept

Vorteile sind der Knochen- und Weichgewebeerhalt vor allem bei Heranwachsenden
18. Apr. 2024

Blutvergiftung: Das muss man über diese Diagnose wissen

Was gibt es nach einer frisch überstandenen Sepsis zu beachten?
18. Apr. 2024

Endodontie-Workshops für mehr Effizienz im Behandlungsalltag

Weiterbildung von Henry Schein: Schwerpunkt liegt auf neuen Methoden und praktischen Übungen
16. Apr. 2024

THU: Implantaten auf den Zahn gefühlt

Technische Hochschule Ulm freut sich über neue Forschungsprojekte in der Dentaltechnik
15. Apr. 2024

Eine Perle fürs Zähneputzen

VfZ-Spende: Zahnputzfuchs e.V. unterstützt chronisch kranke Kinder im Krankenhaus
12. Apr. 2024

Wie Zahn- und Kieferfehlstellungen die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität beeinflussen

Neben den kieferorthopädischen Aspekten auch die subjektive Wahrnehmung der Patienten berücksichtigen
12. Apr. 2024

„Ich möchte Kindern und Jugendlichen, die zu uns kommen, die Anspannung nehmen“

Dr. Astrid Nebgen gestaltete ihre kieferorthopädische Praxis nach eigenen Vorstellungen und nach den Bedürfnissen ihrer Patienten
11. Apr. 2024

Mundgesunde Ernährung im Alter

Aprilausgabe der „Quintessenz Zahnmedizin“ mit Themen aus Ernährungsberatung, KfO und Füllungsmaterialien bis hin zu Mundschleimhautveränderungen