0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
11594 Aufrufe

Bremer Wissenschaftler entwickeln Spiele, die räumliche Orientierung verbessern sollen

Spiele spielen, um später besser operieren zu können? Das macht durchaus Sinn: Studierende der Universität Bremen haben in einem Masterprojekt gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern verschiedener Disziplinen ein Spiel entwickelt, das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verbesserung der minimal-invasiven Chirurgie sein kann. Im Bereich des räumlichen Orientierens und Interagierens wird mit diesem Spiel eine Art „Wegweiser durch Töne“ trainiert.

Die Chirurgie wird heute schon durch bildgebende Verfahren und 3-D-Computermodelle unterstützt. Anhand des Modells wird der Eingriff geplant, zum Beispiel die optimale Einstichstelle, der beste Einstichwinkel und die optimale Stichtiefe einer Ablationsnadel, mit der ein Tumor zerstört werden soll. Während der OP wird dann die Spitze der chirurgischen Nadel verfolgt und als virtuelle Nadel im Computermodell angezeigt. Das hilft Operierenden, anhand des Modells am Bildschirm die Nadel wie geplant zu platzieren.

Der neue Ansatz ist ein akustischer

„Wir haben einen komplett anderen Ansatz – nämlich einen akustischen“, sagt Dr. Tim Ziemer. Der Musikwissenschaftler beschäftigt sich im Bremen Spatial Cognition Center (BSCC) der Universität Bremen mit der technischen Umsetzung der Psychoakustik in räumlichen Audiosystemen. Zusammen mit dem Kognitionswissenschaftler PD Dr. Holger Schultheis, der Psychologie-Doktorandin Tina Vajsbaher und elf Master-Studierenden entwickelte er ein Android- und Windows-Spiel, das bald auf weiteren Plattformen laufen soll. Kern ist ein fremdartiger Sound – die „Psychoakustische Sonifikation“. Der Begriff bezeichnet die Darstellung von Daten via Klang. Im Spiel lernen die Spieler sich anhand von Klängen im dreidimensionalen Raum zu orientieren.


Szene aus dem Spiel, das Masterstudierende gemeinsam mit Forschenden der Universität Bremen für die „Psychoakustische Sonifikation“ entwickelt haben. Screenshot: Lukas Meirose/Daniel Tauritis, Uni Bremen

Jeder Klang hat verschiedene Merkmale und gibt eine Position im Raum an – zuerst nur zweidimensional, später sogar im dreidimensionalen Raum. Ziemer erhofft sich zuerst einmal, dass die Spielenden Spaß an der App haben und ihr Gehör schulen. Später könnte es sogar Leben retten. Denn die akustische Orientierung soll den Chirurgen eine weitere Hilfestellung sein. Die räumliche Orientierung bei minimal-invasiven Eingriffen ist komplex und somit auch die Zielfindung.

Bildgebende Verfahren erfordern mehr Hirn

Momentan können sich Chirurgen auf einen „optischen Wegweiser“ verlassen. Die akustische Orientierung soll hier unterstützend ergänzt werden. Bildgebende Verfahren haben den Nachteil, dass die räumliche Orientierung sehr viele Hirnressourcen in Anspruch nimmt. Der Bildschirm zeigt den Raum nämlich nicht aus der Sicht des Operierenden, sondern dieser muss die Bilder rotieren, skalieren und eine Tiefe ableiten.

Mithilfe der App lernen die Nutzer, sich irgendwann blind, nur anhand von Klängen, im dreidimensionalen Raum zu bewegen. Die Klänge können den Chirurgen genau sagen, ob sie die Nadel nach links oder rechts, nach oben oder unten bewegen müssen. „Das Konzept der psychoakustischen Sonifikation ist eine Weltneuheit, für die wir bereits Preise bekommen haben“, so Ziemer.

Untersuchungen der Gruppe haben ergeben, dass Menschen nach einem 30-Minuten-Training mit dem „Ton-Wegweiser“ ein vier Millimeter großes Ziel in einem 20 mal 20 Zentimeter großem Raum genauso zuverlässig finden wie mit visueller Hilfestellung. Weitere Szenarien für den Einsatz der psychoakustischen Sonifikation sind denkbar. Auch das Steuern von Drohnen oder Unterwasserfahrzeugen kann damit unterstützt werden.

Auf der Webseite der Uni Bremen finden Sie weitere Informationen, Demo-Videos und den Download-Link zum Spiel.

Titelbild: Lukas Meirose/Daniel Tauritis

 

Quelle: Universität Bremen Chirurgie AI in Dentistry med.dent.magazin

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
19. März 2024

Innovatives Gel fördert die Regeneration von Geweben

Die Kombination aus Hyaluronsäure und Polynukleotiden stimuliert unterschiedliche, für Hart- und Weichgeweberegeneration wichtige Gewebezellen
18. März 2024

Chirurgie für die allgemeinzahnärztliche Praxis – Blog zum Berliner Zahnärztetag 2024

Die Highlights des Kongresses am 15./16. März 2024 kompakt zusammengefasst – Save the date für 2025
8. März 2024

Orale Geweberegeneration im Fokus

Die National Osteology Group Deutschland präsentiert ihr Fortbildungsprogramm 2024
7. März 2024

Wurzel- oder Zahnfragment subgingival gebrochen?

Zantomed bietet mit Root-Ex eine patentierte Lösung für die schnelle und atraumatische Extraktion
6. März 2024

Moderne Zahnmedizin von A bis Z

48. Jahrestagung der südbadischen Zahnärzteschaft am 12. und 13. April 2024 in Rust
26. Feb. 2024

„Behandlung von Parodontitis im Stadium IV“ − Leitlinie

Die Parodontologie 1/2024 richtet den Fokus auf die Empfehlungen der aktuellen Leitlinie zur Behandlung von Patienten mit PAR-Stadium IV
22. Feb. 2024

Langzeitstudie: Erneut keine Periimplantitis um zweiteiliges Implantatsystem

Neue Daten der Universität Graz nach 5 beziehungsweise 12 Jahren bestätigen klinische Performance des Patent Implantatsystems
20. Feb. 2024

„Leitlinien sind keine Überzeugungen“

Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich (DGI) legt international die erste S3-Leitlinie zu Keramikimplantaten vor