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Zahnmedizinische Fachgesellschaften veröffentlichen Empfehlungen zur Behandlung von bleibenden Zähnen

Multiple Zahntraumata nach Unfall, aus: Englbrecht et al., Endodontologische, prophetische und chirurgische Behandlungsabläufe nach Fronzahntrauma, Implantologie 2019;27(1):67–76

(c) Quintessenz

Die Prävalenz des dentalen Traumas ist in allen Altersgruppen mit ca. 25 bis 30 Prozent sehr hoch – Tendenz steigend. Die daraus resultierenden jährlichen Krankheits- und Folgekosten liegen allein in Deutschland laut Schätzungen bei ca. 200 bis 550 Millionen Euro. Die aktualisierte S2k-Leitlinie gibt wissenschaftlich fundiert Hilfestellung für die moderne Behandlung in der Praxis und enthält auch einen neuen Befundbogen.

Die federführenden Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) sowie die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) haben unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e.V. (DGET) kürzlich eine neue S2k-Leitlinie erarbeitet und veröffentlicht. Mit der Neufassung wurde die seit dem 31. Mai 2016 von internationalen Fachgesellschaften anerkannte Leitlinie zur Behandlung dentaler Traumata an wesentlichen Stellen konkretisiert und um neue Therapiemöglichkeiten ergänzt, heißt es dazu in der Pressemeldung der DGET. Zahnmediziner können damit zukünftig aktuelle und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen bei der Entscheidungsfindung zur Behandlung heranziehen und Patienten optimal versorgen.

Zeitnahe Behandlung für den Zahnerhalt unabdingbar

„Bei dentalen Traumata ist eine zeitnahe und professionelle zahnmedizinische Behandlung für den Erhalt der betroffenen Zähne unabdingbar. Als Fachgesellschaft steht für uns im Vordergrund, die Versorgung regelmäßig und evidenzbasiert zu optimieren“, erklärt Prof. Gabriel Krastl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e.V. (DGET). „Wir engagieren uns seit vielen Jahren im Bereich der dentalen Traumatologie und die Veröffentlichung der neuen Leitlinie ist ein großer Meilenstein für uns, um eine flächendeckende Erstversorgung dentaler Traumata auf aktuellstem Stand sicherzustellen.“

Empfehlungen konkretisiert, neue Themen, neuer Befundbogen

In der neuen Leitlinie wurden Empfehlungen wie die Einschätzung der Prognose nach Avulsionsverletzungen oder die Erstversorgung von Kronenfrakturen mit Pulpabeteiligung konkretisiert. Zusätzlich wurden neue Themen ergänzt, wie die Revitalisierung als regenerative Therapiemöglichkeit bei Pulpaverlust an Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum oder die Therapieoptionen bei posttraumatischer Ankylose. Darüber hinaus steht allen Zahnmedizinern ein von der DGET und der DGZMK neu konzipierter Befundbogen zur Dokumentation von Frontzahntraumata zur Verfügung.
 
 
Die wichtigsten Empfehlungen der aktualisierten Leitlinie auf einen Blick

  • Eine frühzeitige kieferorthopädische Behandlung im Alter von 7 bis 12 Jahren bei Patienten mit Risikofaktoren sowie das Tragen eines Sportmundschutzes können Zahntraumata vorbeugen.
  • Die Vitalerhaltung der Zahnpulpa ist oberstes Ziel, insbesondere bei Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum.
  • Die partielle Pulpotomie sollte die favorisierte Therapieoption bei Kronenfrakturen mit Pulpabeteiligung sein.
  • Bei Zähnen mit offenem Wurzelwachstum wird die Revitalisierung als Alternativtherapie zur Apexifikation eingeführt.
  • Eine Restauration subgingivaler Zahnfrakturen kann durch Fragmentwiederbefestigung, subgingivale Restauration, chirurgische Kronenverlängerung sowie kieferorthopädische oder chirurgische Extrusion erfolgen.
  • Bei Zähnen mit abgeschlossenem Wurzelwachstum und starker Dislokation (≥ 2 mm) sollte die endodontische Behandlung bereits in der Schienungsphase eingeleitet werden.
  • Die flexible Schienung dient der Stabilisierung dislozierter Zähne in der ursprünglichen Position, wodurch eine Heilung von Pulpa und parodontalen Strukturen ermöglicht wird.
  • Eine Austrocknung oder mechanische Schädigung der Wurzeloberfläche avulsierter Zähne soll vermieden werden und die Replantation zeitnah erfolgen. Bei einer Trockenlagerung von über 60 Minuten sind die PDL-Zellen des avulsierten Zahnes sehr wahrscheinlich nicht mehr vital.
  • Werden aufgrund einer starken Dislokationsverletzung weitreichende Resorptionen erwartet, sollte ein bioresorbierbares Material wie Kalziumhydroxid in den Wurzelkanal eingebracht werden, das bei längerer Liegedauer ausgetauscht werden kann.
  • Die regelmäßige Nachsorge nach dem Abschluss der Primärtherapie ist essentiell, um potentielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Die Wahrscheinlichkeit pulpaler und parodontaler Schäden ist dabei eng mit Art und Schweregrad des Zahntraumas verknüpft.
  • Der ankylosierte und in Infraposition geratene traumatisierte Zahn sollte eher durch Dekoronation als durch Osteotomie entfernt werden.
  • Die verschiedenen Therapieoptionen zur Behandlung der posttraumatischen Ankylose sollten dem behandelnden Arzt/Zahnarzt in Abhängigkeit vom Patientenalter bekannt sein (siehe Tabelle 5, Kap. 7.4).
  • Bei Zahnverlust des im Wachstum befindlichen jugendlichen Gebisses ist die Interimsprothese/ Kinderprothese ein probates Mittel zur Primärversorgung einer Frontzahnlücke. Zur langfristigen Rehabilitation sollen der kieferorthopädische Lückenschluss, Adhäsivbrücken sowie die autogene Zahntransplantation als therapeutische Lösung bedacht werden.
  • Die Milchzahn-Transplantation kann als eine legitime Behandlungsmöglichkeit nach Avulsion und Zahnverlust im Milch- und frühen Wechselgebiss gelten. Im späten Wechselgebiss ist neben den etablierten Methoden (Lückenschluss, Adhäsivbrücke, Prothese) die Prämolaren-Transplantation als gleichwertige Therapiealternative anzusehen. Dabei kann auf eine Milchzahn-Transplantation im späten Wechselgebiss eine Prämolaren-Transplantation folgen (sogenanntes Zwei-Phasen-Transplantationskonzept).

 
Quelle: S2k-Leitlinie (Langfassung) „Therapie des dentalen Traumas bleibender Zähne“ AWMF-Registernummer: 083-004, Stand: März 2022 gültig bis: März 2027
Hier geht es zur Leitlinie.

Über die DGET

Die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) e.V. mit Sitz in Düsseldorf entstand 2011 durch den Zusammenschluss der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung und der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie. Sie ist die größte endodontologische Fachgesellschaft in Deutschland und die mitgliederstärkste in Europa. Als Kompetenznetzwerk von Endodontologen an den Universitäten und in den Zahnarztpraxen hat sie sich zum Ziel gesetzt, den bestmöglichen Erhalt natürlicher Zähne durch Endodontie sicherzustellen und zu fördern.

Titelbild aus: Dr. Teresa Englbrecht, PD Dr. Christian Mehl, Dr. Julia Basel und PD Dr. Sönke Harder: Endodontologische, prophetische und chirurgische Behandlungsabläufe nach Fronzahntrauma. Implantologie 2019;27(1):67–76, auch online auf Quintessence News.

Quelle: DGET Endodontie Chirurgie Restaurative Zahnheilkunde Zahnmedizin med.dent.magazin

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