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Aktuelles vom 22. Treffen der Deutschen ITI Sektion

Wie machen es die anderen? Was funktioniert bei mir besonders gut – und warum? Der regelmäßige fachliche Austausch schafft wertvolle Impulse und Motivation für den Praxisalltag. In diesem Geiste fand in der idyllisch gelegenen Burg Schwarzenstein in Geisenheim-Johannisberg Anfang Februar 2020 das 22. Fellow-Meeting der Deutschen ITI-Sektion statt. Die engen Sitzreihen und die Anwesenheit des „Who is Who“ der deutschen Implantologie in einem Raum waren Belege dafür, dass sich die deutsche Sektion weiterhin lebhaften Zuspruchs erfreut.

Mit aktuell mehr als 1.000 Members und Fellows und einem erneut beachtlichen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr ist die deutsche ITI Sektion eine der größten nationalen Gruppierungen in dem einzigartigen globalen Implantologie-Netzwerk, dem neben Oralchirurgen, Kieferchirurgen, Zahnärzten, Zahntechnikern auch Grundlagenwissenschaftler angehören.


Der frisch ernannte ITI-CEO Alexander Ochsner und die Präsidentin-elect Charlotte Stilwell reisten aus Großbritannien und der Schweiz an

Zahlreiche Aktivitäten der deutschen Sektion haben internationalen Vorbildcharakter, zum Beispiel das ITI-Curriculum Implantologie, das Online-Symposium und das Young ITI-Meeting. Somit war die Teilnahme der ITI-Präsidentin-elect, Charlotte Stilwell, und des frisch ernannten ITI-CEOs, Alexander Ochsner, die aus Großbritannien und der Schweiz angereist waren, ein klarer Beweis der Wertschätzung gegenüber der deutschen ITI-Sektion. In seinem Grußwort zeigte sich der Chairman der Deutschen ITI-Sektion, Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz hocherfreut, dass erneut so viele Fellows den Weg nach Geisenheim-Johannisberg gefunden haben. „Wir sind ganz vorne mit dabei!“ leitete der Münsteraner Kieferchirurg das wissenschaftliche Programm des Freitags ein.

„Das ITI, Ann Arbor und ich“

Den Auftakt zum wissenschaftlichen Programm gab Dr. Frederic Kaufmann, vor kurzem nach Deutschland zurück gekehrter ITI Scholar, der über „Das ITI, Ann Arbor und ich“ sprach. Kaufmann stellte seine wissenschaftliche Tätigkeit im Rahmen seiner von der ITI unterstützten Postgraduate-Ausbildung vor, wobei vor allem seine Ausführungen über neu entwickelte Ultraschallscannern für die Messung der Weichteildurchblutung und über Implantate, die mit einem Wachstumshormon beschichtet wurden, faszinierten.

Dem immer noch kontrovers diskutierten Thema „Zirkoniumdioxid-Implantate – wissenschaftliche Grundlagen und klinische Anwendung“ widmete sich PD. Dr. Dr. Kristian Kniha. Hinsichtlich der geringeren Plaqueakkumulation (reduziertes Mukositisrisiko) sieht Kniha erhebliche Vorteile bei Zirkondioxidimplantaten und damit für diese Implantate auch eine bessere Langzeitprognose im Vergleich zu konventionellen Titanimplantaten. Auch in immunologischen und noch mehr in mikrobiologischen Parametern zeigt die Verwendung von Zirkondioxid als Implantatmaterial schnellere und/oder bessere Ergebnisse, zum Beispiel bei der interdentalen Papillenvermehrung beziehungsweise deren Bildung post implantationem.

Keramik aus Sicht eines Prothetikers

Aus Sicht des Prothetikers knüpfte Prof. Dr. Florian Beuer an die Kernbotschaften seines Vorredners an. „Keramische Restaurationen auf dentalen Implantaten: Was funktioniert?“ Das Eingangsstatement des Berliner Hochschullehrers: „Keramik ist mein Lieblingsmaterial…“ und dann klarstellend „… als Prothetiker!“ Die hochfesten Glaskeramiken und Zirkonoxide haben sich als Materialien für Suprakonstruktionen bewährt. Die fehlende Fluoreszenz von Zirkoniumdioxid könne mit Verblendungen begegnet werden, so Beuer, der zudem einen klaren Trend hin zu verschraubten Suprakonstruktionen sieht, da solcherart versorgte Situationen weniger Folgeentzündungen aufweisen. Mit der Einführung des monolitischen Zirkoniumdioxids erfolgte letztendlich der Durchbruch dieses Materials in der Implantologie, der heute auch Versorgungen von all-on-four-Patienten ermöglicht.

Herausnehmbare Versorgungskonzepte

Die Deutsche ITI Sektion ist bestrebt, die Schnittstelle Zahnmedizin-Zahntechnik nach Kräften zu fördern und so war es sehr erfreulich, mit ZTM Andreas Kunz einen renommierten Vertreter der Zahntechnik als Referenten einladen zu dürfen. Kunz sprach über „Herausnehmbare Versorgungskonzepte im zahnlosen Kiefer mit implantatgetragenen Suprakonstruktionen“. Der in Berlin tätige Zahntechnikermeister würdigte das ITI als „fundamentbildende“ Fachgesellschaft. Zu herausnehmbaren Versorgungskonzepten gibt es zwar viele Erkenntnisse aber verblüffend wenig Evidenz, so Kunz. Neben ästhetischen Anforderungen, die es zu erfüllen gelte, sollten implantologische Versorgungskonzepte auch gute Handlingeigenschaften und Hygienefähigkeit für Patienten bieten. Eine vorverblockte Abformung ist ein erster Garant für die spätere Passgenauigkeit, Kugelköpfe und Locator (Verschließ) werden von Kunz kritisch gesehen, er präferiert Steg- und Teleskopversorgungen. Beide, so Kunz, verfügen über hervorragende Langzeitdokumentationen. Letztendlich fordert der Referent für die individuelle Entscheidungsfindung die Kenntnis der Vor- und Nachteile der möglichen Versorgungskonzepte und eine patientenindividuelle Analyse.

Die Praxis digitaler Prozesse

„Digitale Prozesse um und auf Implantaten – was können wir heute in der Praxis verlässlich umsetzen?“ dieser für den Praktiker relevanten Frage stellte Dr. Matthias Müller (Hamburg). Seine Ausführungen waren ein beredter Beleg für eine einzigartige digitale Expertise, beginnend mit der Analyse des Patienten über die volldigitale Planung bis hin zur Eingliederung der Krone auf das ebenfalls volldigital geplante und inserierte Implantat. Die Selbstverständlichkeit, mit der eine digitalunterstütze Alignertherapie zur Bissoptimierung in das digitale Behandlungskonzept integriert wurde, zeigte, wie weit diese Entwicklung nicht nur fortgeschritten ist, sondern wie sie sich vereinzelt schon etabliert hat – „schon eine andere Liga“, wie ein Teilnehmer feststellte.

Prof. Dr. Christian Mertens (Heidelberg) sprach über „Behandlungskonzepte für Knochenaugmentationen – von einfachen bis hin zu komplexen Fällen“. Mertens leitet die Sektion Implantologie der Heidelberger Universitätsklinik und widmet sich vor allem die Augmentation. Ausschlaggebend für die Wahl der zu verwendenden Augmentationstechnik ist die Morphologie des Knochendefekts. Absolute Prämisse hat für ihn die maximal mögliche Stabilisierung des Augmentats. Knochenblock und titanverstärkte Membranen haben sich hierbei als gut geeignet erwiesen. Die jüngste Entwicklung auf diesem Sektor, die Schalentechnik, weist lau Mertens gegenüber seitlich angelagerten Blöcken Vorteile auf. Beim zweizeitigen Vorgehen ist das Überleben der Implantate mit denen vergleichbar, die mit nativem Knochen verzeichnet werden.

Mit „Digitaler Workflow: Optionen – Herausforderungen – Ausblick“ steuerte Industriepartner Straumann erneut einen Beitrag zum ersten Tag des Sektionstreffens bei, vorgetragen von Head Dígital Projects and Strategic Partners Andreas Nitschke. Er betonte zu Beginn seiner Ausführungen „wir sind schon unheimlich weit, aber bei weitem noch nicht am Ende des Weges!“  Auch er sieht in der Digitalisierung höchstes Potenzial und einen entscheidenden Grund für die aktuell sehr positive Entwicklung des eidgenössischen Medizinprodukteherstellers. Enormen Wert legte man darauf, ein modulares digitales Konzept zu verwirklichen und auch einen möglichst offenen, validierbaren, von hoher Konnektivität gekennzeichneten Weg zu beschreiten. Dies verwirklichte Straumann über einen eigenen digitalen Workflow. Somit sieht man sich für Zukunft gut gewappnet.

Der besondere Vortrag

Der Koblenzer Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Prof. Dr. Dr. Richard Werkmeister übernahm am zweiten Tag des Fellowmeetings die Funktion des „Icebreakers“ und referierten eloquent und fundiert zugleich über „Bedeutung von Implantaten bei der Behandlung von wehrmedizinischen Verletzungen“. Zwischen 20 und 50 Prozent durch Kampfhandlungen Betroffener haben Verletzungen im Kopf- oder Gesichtsbereich. Vor allem Fremdkörperverletzungen nach Bombenexplosionen sind eine große Herausforderung und bedingten auch die Entwicklung neuer Versorgungs- und Rehabilitationskonzepte in der oralen und Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie. Werkmeister stellte seine Erkenntnisse zu Verletzungsmechanismen, Notfallbehandlungen und Notfallmanagement, Hygieneaspekten und aktuellen Wiederherstellungs- und Rehabilitationskonzepten. Hervorragend dokumentierte, beklemmende Fallbeispiele untermauerten die Ausführungen Werkmeisters.

ITI – what’s new?

Dr. Alexander Ochsner ist der neue Direktor des ITI-Headquartrs in Basel und konnte folgerichtig und voller Elan und Visionen berichten: „ITI-international – what`s new?“ Ochsner stellte seine Ausführungen unter das Motto „Wachstum und Transformation“. Es sind gravierende Veränderungen auf dem Implantatmarkt zu verzeichnen, aber auch in der Struktur und Zahl der Mitglieder. Um hier mithalten zu können, setzt Ochsner klar auf einen starken Wachstumskurs für das Internationale Team für Implantologie.

Mit den ITI Knowledge Nuggets stellte Dr. Kai Vietor ein ebenso brandaktuelles, wie heiß begehrtes Produkt des Internationalen Teams für Implantologie vor. Die Knowledge Nuggets haben für die deutsche Sektion fast schon die Wertigkeit von gold-nuggets erhalten, denn die Mischung von auf ca. vier Minuten reduzierte Laufzeit, profundem ITI-Wissen und bester Unterhaltung, das ist „Edutainment pur“ ganz im Sinne der immer mehr nachgefragten „Information on the go“!. Im Anschluss erfolgte die Mitgliederversammlung der Deutschen ITI-Sektion.

Dr. Georg Bach, Freiburg, Communications Officer der Deutschen ITI Sektion

Bilder: ITI/Bach
Quelle: ITI Germany Implantologie Zahnmedizin Fortbildung aktuell

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