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Finnische Langzeitstudie beobachtet Zusammenhänge – Jungen stärker betroffen als Mädchen

Wer bereits als Kind Karies und parodontale Erkrankungen aufweist, hat ein erhöhtes Risiko, im mittleren Lebensalter eine subklinische Atherosklerose (IMT) zu entwickeln. Das zeigt eine Langzeitstudie, die finnische Wissenschaftler jetzt im JAMA Network Open veröffentlicht haben.

Die Forscher hatten Kinder über 27 Jahre verfolgt. Die Kohortenstudie (n = 755) wurde aus der Studie „Kardiovaskuläres Risiko bei jungen Finnen“ abgeleitet, einer laufenden prospektiven Kohortenstudie, die 1980 in Finnland initiiert wurde. Die Teilnehmer wurden im Kindesalter klinisch auch auf ihre Mundgesundheit hin untersucht, als sie 6, 9 oder 12 Jahre alt waren. Ein klinisches kardiovaskuläres Follow-up folgte im Erwachsenenalter im Jahr 2001 im Alter von 27, 30 oder 33 Jahren und/oder 2007 im Alter von 33, 36 oder 39 Jahren. Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wurden zu Beginn und während des Follow-up bis Ende 2007 gemessen.

Untersucht und dokumentiert wurden vier Anzeichen von oralen Infektionen: Blutungen beim Sondieren, parodontale Taschen, Karies und Zahnfüllungen. Das Risiko, eine IMT zu entwickeln, steigt mit der Zahl der bei den Kindern festgestellten Anzeichen. Die Forscher berücksichtigten zudem weitere in der Studie erhobene Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck, ein zu hoher Body Mass Index oder eine Hypercholesterinämie. Auch unter Berücksichtigung aller anderen Risikofaktoren blieb das Risiko, eine IMT zu entwickeln, bei den Studienteilnehmern, die als Kinder einen oder mehrere der oralen Faktoren aufwiesen, statistisch signifikant erhöht. Jungen waren dabei stärker betroffen als Mädchen.

Aspekt der Dysbiose und Entzündung im frühen Lebensalter

Die Forscher diskutieren in der Studie, dass das erhöhte Risiko für IMT nach oralen Erkrankungen in der Kindheit mit der bekannten Assoziation zwischen entzündlichen oralen Erkrankungen und kardiovaskulären Erkrankungen zusammenhängen könnte. Daher sei es wichtig, diese Aspekte im Blick zu haben, da Karies und parodontale Erkrankungen schon früh im Leben auftreten könnten.

„Orale Infektionen können direkt zur Atherosklerose beitragen. Sie resultieren aus einer Dysbiose in der Mundhöhle, die zur Wirtsabwehr führt, einschließlich der klinischen Symptome bei anfälligen Personen. Die Dysbiose selbst kann eine Rolle bei systemischen Entzündungen und Insulinresistenz spielen. Sie spiegelt möglicherweise ein stärker verteiltes suboptimales Mikrobiom wider, das beispielsweise bei Typ-2-Diabetes vorliegt. Die Progression der IMT hat sich mit der Verbesserung des klinischen Verlaufs verringert und der mikrobiologische Parodontalstatus über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Behandlung von Parodontitis führt zu Verbesserungen bei inflammatorischen, thrombotischen und Lipidbiomarkern. Unabhängig von den Mediatoren zwischen oraler Dysbiose und systemischer Entzündung ist das Ergebnis ähnlich: ein Phänotyp mit erhöhten kardiometabolischen Risikofaktoren, die auch in der vorliegenden Studie beobachtet wurden.“

Mangelnde Mundhygiene und generell ungesunder Lebensstil

Einen Zusammenhang zwischen schlechter Mundgesundheit und fehlendem Zugang zu zahnärztlicher Versorgung aufgrund eines niedrigen sozialen Status der Familien konnten die Forscher nicht feststellen – der Zugang zur zahnärztlichen Versorgung ist in Finnland für Kinder und Studierende kostenfrei. Vielmehr spielten das Gesundheitsbewusstsein und das Gesundheitswissen eine Rolle. „In der vorliegenden Studie war die Häufigkeit des Zähneputzens nicht mit dem sozioökonomischen Status der Familie verbunden. Die Vernachlässigung der täglichen Mundhygiene kann daher von generell ungesundem Verhalten begleitet sein. Der sozioökonomische Status von Kindern steht im Zusammenhang mit dem Lebensstil und der infektiösen Belastung im Erwachsenenalter“, heißt es.

Die Studie


Pussinen Pirkko J, Paju S, Koponen J, et al. Association of Childhood Oral Infections With Cardiovascular Risk Factors and Subclinical Atherosclerosis in Adulthood. JAMA Netw Open. 2019;2(4):e192523. doi:10.1001/jamanetworkopen.2019.2523


Titelbild: anatoliy_gleb/Shutterstock.com
Quelle: JAMA Network Open Interdisziplinär Parodontologie

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