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Editorial der „Zeitschrift für Senioren-Zahnmedizin 3/20“

(c) shutterstock.com/Agenturfotografin

provided by Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ)

Liebe Kolleginnen,
liebe ­Kollegen,

vielleicht denken Sie wie wir: Langsam könnte sich dieses Virus bitte mal – wie man in Bayern sagt – schleichen. Keine Angst, in der Seniorenzahnmedizin muss man zwar öfter mal quer denken, aber wir sind keine „Querdenker“. Vielleicht auch, weil wir alt genug sind, um die Hysterie zu kennen, mit der Menschen grundsätzlich auf neue Sicherheitskonzepte reagieren: Motorradhelm und Sicherheitsgurt 1976, Handschuhe und Mundschutz für Zahnmediziner in der HIV-Krise. Immer wieder die gleichen Scheinargumente, das gleiche Geschimpfe, und nachher finden es doch alle gut und keiner war vorher dagegen. Also durchhalten, kühlen Kopf bewahren und vielleicht hilft auch Udo Lindenbergs Lebenserfahrung. In seinem Song, der so schön als Überschrift für dieses Editorial passt, formuliert er treffend: „Selbst der härteste Scheiß geht irgendwann wieder vorbei“.

Die „Zeitschrift für Senioren-Zahnmedizin“ der Quintessenz Verlags-GmbH betrachtet die Behandlung und Versorgung älterer und alter Menschen aus verschiedenen Blickwinkeln. Dazu gehören Informationen zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ebenso wie Fortbildungsbeiträge zur Versorgung der älteren Patienten. Die Zeitschrift möchte mit Beiträgen aus der Zahnheilkunde, Geriatrie und Pflege ihren Lesern im täglichen Umgang mit alten Menschen umfassend zur Seite stehen. Zur Online-Version erhalten Abonnenten kostenlos Zugang. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.

Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen uns ja auch wirklich nicht besonders umstellen. Unsere nun schon seit 30 Jahren erprobten Sicherheitskonzepte funktionieren und das vermutlich zu 100 %. Gerade hat es die bislang größte Studie zu diesem Thema gezeigt: In den USA ist nichts passiert, das man auf die zahnärztliche Tätigkeit zurückführen kann. Aber jetzt entsteht ein neues Problem: unvorsichtige Kontakte im Team. Wer hätte gedacht, dass der gefährlichste Raum der Praxis nicht das Behandlungszimmer, sondern der Sozialraum ist.

Die bedeutsamere Wirkung von Corona liegt allerdings außerhalb der Virologie. Das vielbeschworene Vergrößerungsglas deckt Schwachpunkte schonungslos auf. So sagte eine Kollegin kürzlich: „Von den Notfällen könnte ich nicht leben!“ Richtig, die klassische Zahnmedizin stagniert nicht bloß, sie schrumpft. So zeigt z. B. der Barmer Zahnreport, dass prothetische Leistungen zwischen 2012 und 2017 um 10 % weniger geworden sind. Auch wenn wir vieles kompensiert haben, war doch nicht zu verhindern, dass die Zahnmediziner – so schreibt es die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung – nach hinten durchgereicht wurden und inzwischen „zu den Facharztgruppen mit den niedrigsten Einkommen gehören“. Kein Populismus, keine Panik, aber was können wir tun? Unser erster Impuls ist die GOZ. Richtig, die GOZ ist dringend reformierungsbedürftig, aber eine Gebührenordnung kann einen schrumpfenden Markt nicht retten. Wir müssen uns neu orientieren. Interessant, dass die American Dental Association dazu Ähnliches formuliert wie das druckfrische DGZMK-Positionspapier „Perspektive Zahnmedizin 2030“. Wir sind die erfolgreichsten Präventionsärzte, bislang aber nur „intraoral“. Warum sollten wir nicht intensiver andere chronische Erkrankungen in den Fokus nehmen, die ohnehin alle mit dem Mund assoziiert sind? Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie konnte z. B. zeigen, dass ein hoher Body-Mass-Index das größte extraorale Risiko für eine schwere Parodontitis darstellt.

Sie, liebe Seniorenzahnmedizinerinnen und -mediziner, haben bereits bewiesen, dass man sich neue Aufgabenbereiche mit besonderem Engagement erschließen kann. Diese Kraft braucht es jetzt bei allen. Und dann müssen wir weniger werden und uns besser im Land verteilen. Nach der KZBV-Statistik hat die Zahl der zahnärztlich Tätigen von 2014 bis 2019 um 1.626 zugenommen. Das überfordert unseren Markt ebenso wie die bei den jungen Kolleginnen und Kollegen ungebrochene „Stadtlust“.

Eine schöne Nachricht zum Schluss. Die Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin plant schon lange ein Buch zur aufsuchenden zahnmedizinischen Betreuung. Ein Buch, in dem man unser gesamtes Wissen gebündelt findet. Der Quintessenz Verlag hat die Bitte nun erhört und im nächsten Jahr wird es so weit sein. Der Aufwand für das Buch ist jedoch so groß, dass uns der Verlag bittet, im nächsten Jahr auf die drei Ausgaben der Zeitschrift Senioren-­Zahnmedizin zu verzichten. Wir als DGAZ werden die dadurch entstehende Lücke bei den aktuellen Informationen durch unseren Newsletter schließen. Der Newsletter wird regelmäßig erscheinen und den Puls der Seniorenzahnmedizin fühlen.

Auch wenn wir langsam keine Lust mehr haben, an Corona zu denken, so hilft uns Corona vielleicht doch neu zu denken. So eine Chance sollte man nicht verstreichen lassen, und ansonsten singen wir mit Udo: „Wir halten fest zusammen, alles andere geht uns am [Hinterteil] vorbei.

Wir wünschen Ihnen alles Liebe und Gute für die Feiertage und ein hoffentlich schöneres 2021!

Prof. Dr. Ina Nitschke
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin

Prof. Dr. Christoph Benz
Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin

Dr. Dirk Bleiel
Schatzmeister der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin

Dominic Jäger, M. Sc.
Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin

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