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Enrico Steger, Gründer der Fa. Zirkonzahn, über Träume, Sparsamkeit und den nie endenden Wunsch nach Erkenntnis

Dan Krammer im Gespräch mit Zirkonzahn-Gründer Enrico Steger in Sand in Taufers.

(c) Zirkonzahn GmbH

Einer der Vorreiter in der zahntechnischen Nutzung von Zirkonoxidkeramik ist Zahntechniker Enrico Steger. In einem Gespräch mit Dan Krammer beleuchtet Steger seinen Werdegang mit der Entwicklung des Materials. Das komplette Interview ist nachzulesen in der Quintessenz Zahntechnik 3/22. Das Unternehmen Zirkonzahn wurde von dem Zahntechniker Enrico Steger in seiner Heimat Südtirol gegründet. Dort führte Steger ein Dentallabor in Bruneck. Die Initialzündung für die Gründung seines Unternehmens lieferte der damals neue, kostenintensive Werkstoff Zirkonoxid, dem Enrico Steger ein sehr hohes Potenzial zumaß.

Da für die Bearbeitung des neuen Werkstoffs zunächst allerdings nur computergesteuerte und sehr teure Fertigungsmaschinen zur Verfügung standen, kam Steger auf die Idee, ein manuelles Gerät zur Bearbeitung von Zikonoxid zu entwerfen. Sein erklärtes Ziel war, den damals noch nicht sehr CAD/CAM-affinen Zahntechnikern ein Gerät an die Hand zu geben, mit dem sie den neuen Werkstoff manuell und zu einem Bruchteil der Kosten verarbeiten konnten, die bei einer CAD/CAM-gestützten Fertigung anfallen würden. So entstand der Zirkograph.

Ausgehend von dieser Erfindung begann Steger, 2005 einen hochmodernen Betrieb mit Sitz in Gais (Ahrntal) aufzubauen, um den Zahntechnikern ein komplettes System anbieten zu können – vom Kopierfräser über den Werkstoff Zirkonoxid bis hin zu den Öfen zum Dichtsintern des Zirkonoxids. Sein Bemühen um Vollendung spiegelt sich in der Architektur seines Unternehmens wieder: Alles ist geradlinig konzipiert und durch die Kombination von Glaselementen und wohnlichen Besprechungsecken soll gleichermaßen Ordnung geschaffen und Kommunikation erleichtert werden.

Das Sortiment, das Zirkonoxide, Kunststoffe, Öfen, CAD/CAM-Systeme und vieles mehr umfasst, wird kontinuierlich weiterentwickelt, wobei Zirkonzahn weltweit mit Universitäten und Forschungsinstituten zusammenarbeitet. Zirkonzahnprodukte werden mittlerweile in mehr als 100 Länder exportiert und Mitarbeiter aus allen Nationen kümmern sich im Hauptsitz um den Vertrieb, die Verwaltung, das Marketing und die Produktion. Neben dem Hauptsitz in Gais befinden sich in sieben Ländern 26 Niederlassungen, Education Center und Schulen, in denen Fortbildungen für Zahntechniker und -ärzte im Rahmen der „Zirkonzahn Schule“ angeboten werden (Abb. 1 bis 3).

?17 Jahre Zirkonzahn. Wie blicken Sie auf die Anfänge des Unternehmens zurück?

Enrico Steger: Es war einfach eine unglaublich gute Zeit, außerordentlich spannende 17 Jahre. Anfangs war nichts vorhanden, außer einem riesengroßen Traum und die Freude daran, den Versuch zu wagen, diesen Traum zu realisieren. Das war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, und das ist es heute noch. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich aufstehe und ich weiß, es steht wieder das Eine oder das Andere an, das es zu erledigen gilt. Denn Aufgaben zu haben, ist für einen Menschen das Schönste, was er haben kann.

Was zeichnet Zirkonzahn heute aus?

Steger: Das kann ich selbst gar nicht so gut bewerten. Ich kann nur sagen, was unser, also auch mein Wunsch ist. Wir möchten unsere Sache einfach verdammt gut machen. Dafür mühen wir uns. Diesen meinen Anspruch habe ich auf mein Unternehmen übertragen. Denn ich wollte schon immer die Dinge richtig gut machen. In der Ausbildung und im Labor war ich schon immer derjenige, der im Praktischen immer alles gut machen wollte. Das ist mein, also auch das Zirkonzahn-Credo. Daher schauen wir auch nicht unbedingt darauf, was die Anderen so machen, sondern denken und handeln nach dem Prinzip, wie etwas sein müsste, damit es dann effektiv gut ist. Wir möchten niemandem und nichts hinterherrennen und uns verbiegen. Wir möchten uns voll und ganz auf Dinge konzentrieren, die gut sind.

Irgendwie scheint das ein Erfolgsmodell zu sein, denn wir bauen trotz der aktuellen Situation keine Stellen ab, sondern auf. Das ist natürlich auch nur deshalb möglich, weil es in den 17 Jahren des Bestehens von Zirkonzahn noch nie eine Gewinnausschüttung gegeben hat. Das ganze Geld, das im Unternehmen erwirtschaftet wurde, ist also hundertprozentig im Unternehmen verblieben. Somit ist auch alles, was wir haben, bezahlt und es gibt keine Fremdfinanzierung. Weil Zirkonzahn sein Geld gespart hat. Zirkonzahn war auch nur möglich, weil ich bereits damals, als ich das Labor hatte, das ganze Geld gespart hatte. Ich habe mich mit 21 selbstständig gemacht und die Einnahmen immer gespart. Natürlich habe ich auch Urlaub gemacht, aber nie übertrieben. Meinen ersten Urlaub habe ich in Griechenland verbracht – mit einem Schlafsack und Schlafen am Strand. Das war ein riesiges Abenteuer und hat wahnsinnig Spaß gemacht. Wie André Heller schon gesagt hat: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf und sonst nirgendwo.“

Die Quintessenz Zahntechnik, kurz QZ, ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für alle Zahntechniker und zahntechnisch interessierte Fachleute, die Wert auf einen unabhängigen und fachlich objektiven Informationsaustausch legen. Im Vordergrund der Beiträge und Berichterstattung steht die Praxisrelevanz für die tägliche Arbeit. In dieser Zeitschrift finden sich Zahntechniker, Dentalindustrie und die prothetisch orientierte Zahnarztpraxis mit ihren Anliegen nach einer hochwertigen Fortbildung gleichermaßen wieder. Zur Online-Version erhalten Abonnenten kostenlos Zugang. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.
 

Stichwort Zukunft der Zahntechnik: Viele Zahntechniker äußern in dieser Hinsicht Vorbehalte und Ängste. Wie sehen Sie diese Sorgen?

Steger: Ganz einfach: Angst ist immer ein schlechter Berater. Man sollte das Leben so nehmen, wie es kommt, und sich daran anpassen – das Beste aus der Situation machen. Wenn ich das nicht tue, denke ich mich in irgendwas hinein und sehe vor lauter Dingen, von denen ich befürchte, dass sie passieren und kommen könnten, nicht die Chancen, die mich eigentlich erwarten.

Ich sage auch immer wieder meinen Mitarbeitern und Kunden, dass kommt, was kommt. Ich muss mich einfach auf mich und meine unterschiedlichen Fähigkeiten verlassen können. Wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich mich auch an neue Situationen anpassen. Dann werde ich zum Beispiel einfach Koch und koche gute Sachen. Wünsch ich mir zwar nicht, dass ich das tun muss, aber ich weiß, dass ich es könnte. Das heißt, wenn es sein müsste, würde ich auch das hinbekommen.

Und mit allem, was passiert, bin ich einverstanden, bin ich zufrieden. Und wenn ich mit wenig Geld leben muss, dann lebe ich mit wenig Geld und suche mir die Freude. Das ist mit mehr Geld dasselbe, nur dass sich die Ansprüche verlagern.

Der Zirkonofen Turbo wird auf der Zirkonzahn-Webseite als Beginn einer neuen Ära beschrieben. Warum?

Steger: Hierzu muss ich etwas ausholen. Problem Nummer eins des Menschseins ist, dass es immer leichter ist, vorhandene Informationen als wahr anzunehmen, da man dann innerhalb kürzester Zeit auf eine vermeintlich präzise Meinung bauen kann. Doch ist das so? Ich würde sagen, nein, aber eine Meinung, die man sich durch das Erfahren gebildet und verifiziert hat, kostet Zeit und Mühe. Nun hieß es lange Zeit, dass man Zirkonoxid langsam sintern muss. Es wurde also nicht infrage gestellt, ob das so ist, sondern man hat Zirkonoxid einfach langsam gesintert. Niemand wäre auf die Idee gekommen, es schnell zu sintern.

Man hat dies schlichtweg als Fakt angenommen, und es war einfach, diesen zu übernehmen. Man musste nicht experimentieren, nichts ausprobieren. Doch irgendwann haben wir hier bei Zirkonzahn begonnen, uns mit dem Thema zu beschäftigen und Zirkonoxid schneller gesintert. Es wurden Ressourcen für die Entwicklung geschaffen und es wurde ein Ofen entwickelt, um das Thema schnelles Sintern in Angriff zu nehmen. Und nun haben wir einen Ofen samt Sinterprotokoll, mit dem eine 14-gliedrige Zirkonoxidbrücke mit Vollgas gesintert werden kann. Vorausgesetzt, dass diese kleine Brückenglieder aufweist und viele Kronen. Denn eine 14-gliedrige Brücke kann ich nur dann schnell sintern, wenn das Volumen des Objektes nicht zu groß ist. Es kommt also nicht auf die Größe der Brücke, die Anzahl der Glieder an, sondern auf das Volumen.

Wenn mich jemand fragt, wie sollte ich mein Zirkonoxid heute denn dann sintern, dann würde ich antworten: „Sintere langsam, aber wenn du es mal eilig hast, dann kannst du mit diesem Ofen auch schnell sintern.“ Wenn man also eine nicht voluminöse Einzelkrone oder kleine Brücke schnell fertigstellen muss, dann kann man diese im Turbo-Verfahren sintern. Wenn man jedoch auf absolute Nummer sicher gehen möchte, dann empfiehlt es sich immer, langsam zu sintern (Abb. 5 und 6).

Kann man einem Produkt wie dem beschriebenen Sinterofen nicht auch unterstellen, dass es für die Zahnarztpraxis entwickelt wurde, um die Chairside-Fertigung monolithischer Zirkonoxid-Restaurationen voranzutreiben?

Steger: Ja sicherlich, doch schon sind wir wieder beim Thema Opferrolle. Sie sehen, wir kommen in unserem Gespräch (Abb. 6) immer wieder aufs Gleiche zurück. Als Anwender muss man eben akzeptieren, dass es Zahnärzte gibt und geben wird, die so etwas selbst machen möchten. Uns muss aber auch klar sein, dass viele von diesen Zahnärzten damit sicher nicht ganz glücklich sein werden. Das Ganze ist nämlich doch zeitaufwendiger, als viele denken.

Ich finde es grundsätzlich nicht hilfreich, sich immer zu sorgen, was alles passieren könnte und sich dann darüber aufzuregen. Insbesondere nicht über die Zahnärzte, die ja immerhin die Auftraggeber der Zahntechniker sind.

Abb. 6 Dan Krammer vom Quintessenz Verlag im Gespräch mit Zirkonzahn-Gründer Enrico Steger in Sand in Taufers. Bild: Zirkonzahn GmbH
Abb. 6 Dan Krammer vom Quintessenz Verlag im Gespräch mit Zirkonzahn-Gründer Enrico Steger in Sand in Taufers. Bild: Zirkonzahn GmbH
Wenn man nicht aufpasst, manövriert man sich mit dieser Einstellung in eine Opferrolle und man nimmt eine Position ein, die einen gegenüber seinen Auftraggebern uninteressant macht. Denn warum sollte man mit jemanden zusammenarbeiten wollen, der ständig etwas herumzumosern hat und unglücklich ist? Dazu gibt es ein schönes Buch von Paul Wazlawick, es heißt „Anleitung zum Unglücklichsein“. Dort gibt es einen Designer, der bei sich zuhause ein Bild aufhängen möchte. Dafür hat er alles da, nur keinen Hammer. Also überlegt er sich, ob er sich nicht einen Hammer bei seinem Nachbarn borgen soll. Und er überlegt weiter, was wäre, wenn er ihm diesen dann nicht borgen würde. Was wäre dann? Denn neulich ist er ihm begegnet und da hat er nicht so gegrüßt, wie sonst und die Frau des Nachbarn, die stand neulich am Fenster und als sie ihn gesehen hat, da hat sie sich sofort abgewendet. Und als er neulich den Rasen gemäht habe, da kam der Nachbar gar nicht rüber, um ein kleines Schwätzchen zu halten. Also denkt und denkt und denkt der Designer und irgendwann ärgert es ihn so, dass er zu seinem Nachbarn geht, klingelt und ihm, als dieser ihm die Tür öffnet, entgegenschmettert: „Behalte deinen blöden Hammer, du Depp!“ – Das ist ein schönes Beispiel für eine Anleitung zum Unglücklichsein. Übertragen auf unser Thema wäre das so, als würde der Zahntechniker zum Zahnarzt sagen: Behalte Deine Aufträge und mach deine Einzelkronen halt selbst.

Das komplette Interview finden Sie in der Quintessenz Zahntechnik 3/22.

Reference: Menschen Zahntechnik

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