0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3055 Views

Vorsicht bei der Gewebeentnahme zur MKG-chirurgischen Defektdeckung

Tattoos sind beliebter denn je: Aktuellen Schätzungen zufolge ist in Deutschland mindestens jeder fünfte Mensch, der älter als 14 Jahre ist, tätowiert, Tendenz steigend. Das stellt zunehmend auch Operateure vor neue Herausforderungen, da die beliebten Stellen für Tätowierungen – beispielsweise am Unterarm – auch typische Entnahmestellen mikrochirurgischer Transplantate sind. Kann zum Tattoo-Erhalt von Standardzugangswegen abgewichen werden? Ein Thema mit zunehmender Relevanz, so die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG).

Tätowierungen sind für viele nicht einfach nur eine besondere Form des Körperschmucks, sondern beinhalten oftmals auch Abbilder besonderer Life-Events und haben – neben dem rein ästhetischen Anspruch – damit auch eine hohe emotionale Bedeutung für den Patienten. Welche Möglichkeiten hat der Operateur, Gewebe zu entnehmen und dabei die Tätowierung möglichst unversehrt zu lassen? Zwei Patientenfälle  zeigen die Möglichkeiten und Grenzen1.

Alternative Schnittführung

Bei einer 64jährigen Patientin war die Hebung des Radialislappens (Gewebelappen aus dem Unterarm) zur Rekonstruktion des Mundbodens nach Tumorentfernung geplant. Auf dem Unterarm der Patientin befand sich eine circa 5 x 8 Zentimeter große Tätowierung, die bei regulärer Schnittführung durchtrennt worden wäre. In diesem Fall konnte die Schnittführung so modifiziert werden, dass sie seitwärts um die Tätowierung herum verlief. So blieb das Tattoo vollständig erhalten.

Alternativlos: Gewebetransplantat mit Tätowierung

Dass eine modifizierte Schnittführung um ein Tattoo herum nicht immer möglich ist, wird bei einem 65-jährigen Patienten mit großflächigen Tätowierungen am ganzen Körper deutlich. Auch hier war die Hebung eines Radialislappens geplant, eine medizinisch sinnvolle Alternative gab es nicht. Nach sorgfältiger Abwägung und Aufklärung des Patienten erfolgte dann die Entscheidung für einen Radialislappen von links und die damit verbundene partielle Entfernung eines eintätowierten „Bacardi“-Emblems.

Nach dem Eingriff kam es zu einer ausgeprägten Wundheilungsstörung im Entnahmegebiet am Unterarm, während das Transplantat komplikationslos im vorderen Oberkieferbereich einheilte.

Explizite Patientenaufklärung

Die Schlussfolgerung der Bremer MKG-Chirurgen: Sie empfehlen, eine Tätowierung im Operationsgebiet bei der OP-Planung zu berücksichtigen und Alternativen zu diskutieren. Der Patient sollte vor dem Eingriff über die mögliche Einbeziehung der Tätowierung explizit aufgeklärt werden, um bösen Überraschungen oder Missverständnissen auf Patientenseite vorzubeugen. Inwieweit das Abheilen der Entnahmestellen von Fernlappen mit Tätowierungen oder das Einheilen dieser Lappen selbst überdurchschnittlich mit Komplikationen behaftet ist, müssen weitere Studien zeigen. Weitere Infos zur modernen MKG-Chirurgie unter www.dgmkg.de.

Ein Beitrag von Sina Springhetti, Dr. Dr. Patrick Schöne und Prof. Dr. Dr. Jan Rustemeyer, Klinikum Bremen-Mitte

Das Titelbild zeigt die Entnahmestelle Unterarm. Bilder: Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Klinikum Bremen-Mitte
Reference: DGMKG Chirurgie Zahnmedizin

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
24. Apr 2024

Kombi-Laser für die PDT und Weichgewebschirurgie

Neuer Blaulicht-Hochleistungslaser beinhaltet auch einen Rotlichtlaser – Laserschutzbeauftragten-Zertifikat durch Online-Schulung
19. Apr 2024

Zellbiologie: Molekularer Code regt Pionierzellen zum Aufbau von Blutgefäßen im Körper an

Forschende des KIT entdecken Zelltyp, der Bildung und Wachstum neuer Blutgefäße steuert
18. Apr 2024

Blutvergiftung: Das muss man über diese Diagnose wissen

Was gibt es nach einer frisch überstandenen Sepsis zu beachten?
10. Apr 2024

„Es funktioniert einfach. Das ist, was wir für unsere Patienten wollen“

Interview mit Zahnarzt Dr. Henning Riße über besser informierte Patienten, seine Arbeitsphilosophie und die Dry-Socket-Paste Socketol
8. Apr 2024

Handlungs- und Faktenwissen der Studierenden realitätsnah überprüfen

OSCE: Bonner MKG-Chirurgie führt praxisnahe Parcours-Prüfung im Zahnmedizin-Studium ein
8. Apr 2024

Mechanismen des embryonalen Zahnwachstums aufgedeckt

Embryonale Schneidezahnzellen können Druck „spüren“ und organisieren sich dadurch
5. Apr 2024

Implantate: Ultrakurz und schmal mit Bone Growth Concept

Implantatsysteme mit Backtaper von Bredent bieten Platz für Anlagerung von Knochen und Weichgewebe
4. Apr 2024

Gute Neuigkeiten bei der Implantologie

Mit der Ausgabe 1/2024 erhält die Implantologie-Redaktion gleich doppelte Verstärkung