0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
723 Aufrufe

KZV Hessen zum FDP-Antrag „Der Patient im Mittelpunkt – den Arzt im Blick.“ und angedachte liberale Leitlinien für das Gesundheitssystem

(c) Puchmüller/KZV Hessen

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen meldet sich mit Kritik an Überlegungen der FDP zum Gesundheitswesen. Hintergrund sind die liberalen Leitlinien für den zukunftsfähigen Umbau des deutschen Gesundheitssystems, die der 75. Bundesparteitag der FDP am 27. April 2024 im Rahmen eines Antrags zusammengestellt hat.

Diese wiesen, so die KZV Hessen, neben durchaus konsensfähigen Forderungen – wie etwa das Umlagesystem der Gesetzlichen Krankenversicherung durch eine Kapitaldeckung zu ergänzen, Maßnahmen zum Bürokratieabbau voranzubringen und die Eigenverantwortung der Patienten zu stärken – drei grobe Schnitzer auf, die einer Korrektur bedürfen.

Die Kritikpunkte der hessischen Zahnärzte: Patientenkontakte, Heilhilfsberufe und iMVZ

1. Unter der Überschrift: „Personalressourcen effizient und effektiv nutzen“ werden von den Verfassern weitgehende Eingriffe in den Arztvorbehalt einer Heilbehandlung verlangt. So wird in Frage gestellt, ob der Arzt für erkrankte Patienten die erste Ansprechperson sein sollte. Falls damit eine Behandlung von Patienten ohne Arztkontakt gemeint sein sollte, ist anzumerken, dass eine Therapie zu Lasten der GKV ohne ärztliche Diagnose nicht möglich ist (Paragraf 15 i. V. mit Paragraf 28 SGB V). Es kann sich also nur um die Idee einer organisatorisch untergeordnete Ebene handeln, die dem Arzt zuarbeitet – und die es in einigen medizinischen Einrichtungen bereits gibt.

2. Des Weiteren wird unter der gleichen Überschrift ein Direktzugang der Patienten zu den Heilberufen gefordert. Wenn damit die sogenannten Heilhilfsberufe oder Gesundheitsfachberufe gemeint sind – zu den Heilberufen besteht für Patientinnen und Patienten ja bereits Direktzugang – bleibt die Frage offen, wer die für die Therapie erforderliche Diagnose stellt. Die Diagnosestellung steht unter Arztvorbehalt. Die Diagnostik ist auch nicht Lehrinhalt der Ausbildung von Heilhilfsberufen.

3. Unter der Überschrift „Mit mehr Wettbewerb die Versorgungsqualität verbessern und gleichzeitig Kosten reduzieren“ fordern die Verfasser des Antrags eine weitgehende Deregulierung des 1. Gesundheitsmarktes, sodass Fremdkapital noch besseren Zugang zum Versorgungsmarkt hat. Die Gründung von Investoren-MVZ soll erleichtert werden. Als Begründung wird die Verbesserung der zunehmend unzureichenden ländlichen Versorgung genannt. Fakt ist, dass gerade in ländlichen Bereichen ein Engagement von institutionellen Investoren im Rahmen von Medizinischen Versorgungszentren eher die Ausnahme ist, was nicht an den Bedingungen der jetzt schon sehr investorenfreundlichen gesetzlichen Regelungen liegt, sondern vielmehr an der ausschließlich gewinnorientierten Ausrichtung der Investoren bei der Standortwahl. Wie der Wortlaut im Antragstext „gerade im ländlichen Raum sorgen Investoren getragene MVZ-Strukturen für dringend benötigte Versorgungskapazitäten“ vor dieser Tatsache zu verstehen ist, erschließt sich nicht – ebenso wenig, worin die Verfasser die notwendige Motivation für Investoren für eine verstärkte Gründung von MVZ unter den bekannten wirtschaftlichen Bedingungen des ländlichen Raumes sehen.

FDP-Bundesvorstand sollte sich mit Kritik befassen

Der Antrag wurde vom Parteitag nicht final beschlossen, sondern an den Bundesfachausschuss Gesundheit der Partei weitergeleitet. Dieser soll eine Beschlussempfehlung für das Präsidium abgeben. Vor diesem Hintergrund fordert die KZV Hessen den Bundesvorstand der FDP auf, sich noch einmal mit den drei kritisierten Punkten des Antrages zu beschäftigen. Der Vorstand der KZV Hessen ist gern zu einem lösungsorientierten Gedankenaustausch bereit.

Quelle: KZV Hessen Politik Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
27. Mai 2024

Die „Generalüberholung“ des Gesundheitswesens startet

Die von Lauterbach nicht ansatzweise gelösten Probleme der Kliniken und Niedergelassenen spielen ihm paradoxerweise in die Hände – die Kolumne von Dr. Uwe Axel Richter
27. Mai 2024

„Wir als Kammern müssen die Kolleginnen und Kollegen noch mehr unterstützen“

Fachkräftemangel, iMVZ, Bürokratie und mehr – Konstantin von Laffert, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, im Gespräch
27. Mai 2024

Schluss mit Lücken, Herr Lauterbach!

Protestaktionen der Zahnärzteschaft im Juni – Kundgebung der Bayerischen Landeszahnärztekammer am 12. Juni 2024 in München
27. Mai 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Mai 2024
25. Mai 2024

Die Diskussion: Impulspapier „Orale Medizin“

Diskussionsbeiträge und Statements zur Zukunft der Zahnmedizin – diskutieren Sie mit!
23. Mai 2024

Wo bleibt die Stärkung der Gesundheitsversorgung?

Das erste der groß angekündigten Versorgungsgesetze bringt wenig – ein Kommentar von Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin „Quintessence News“
23. Mai 2024

Entbudgetierung für Hausärzte auf dem Weg

Weitere Themen sollen im parlamentarischen Prozess folgen – Bundeskabinett beschließt Versorgungsstärkungsgesetz
21. Mai 2024

Gematik auf dem Weg zur Digitalagentur mit mehr Befugnissen

Referentenentwurf des Gesundheits-Digitalagentur-Gesetzes (GDAG) in der Abstimmung – Agentur soll eigene Komponenten und Dienste entwickeln dürfen