ScienceSeiten: 9-23, Sprache: Englisch, DeutschLauenstein, Niklas D. / Becker, Giuliana M. / Bernhardt, OlafEine TherapieverlaufsstudieZiel: Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirkung der Biofeedbacktherapie des 2016 auf dem Markt erschienenen GrindCare 4 auf die Bruxismusaktivität und Schmerzreduktion an einem Patientenkollektiv mit craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) und Bruxismus zu untersuchen.
Material und Methoden: In die vorliegende Therapieverlaufsstudie wurden 26 Studienteilnehmer einbezogen. 13 Probanden durchliefen die Studie im 21-tägigen Studienprotokoll. Ebenfalls 13 Probanden wurden zur 42-tägigen Studie eingeladen, zehn konnten diese erfolgreich abschließen. Der Untersuchungsteil dieser Studie unterteilte sich in drei Abschnitte. Abschnitt eins (vor der Therapie): Nach Erhebung eines Funktionsbefundes nach den Richtlinien RDC/TMD und des Bruxismusstatus nach Lange und Bernhardt wurden die Probanden aufgeklärt und das GrindCare 4-Gerät mit Anweisungen bezüglich der Anwendung an die Studienteilnehmer ausgehändigt. Das Studienprotokoll sah eine Messung der Häufigkeit der Muskelkontraktionen für vier bzw. sieben Nächte mittels GrindCare 4 vor. Der zweite Abschnitt (Therapie) umfasst die therapeutische Biofeedbackanwendung mit GrindCare 4 für zwei bzw. vier Wochen. Im letzten Abschnitt (nach der Therapie) wurde mithilfe von GrindCare 4 für weitere drei bzw. sieben Nächte die Häufigkeit der Muskelkontraktionen gemessen und ausgewertet. Darauf folgte eine zweite klinische Untersuchung mittels Funktionsbefund nach den RDC/TMD-Richtlinien.
Ergebnisse: Eine signifikante Verringerung der Bruxismusereignisse konnte erst nach vierwöchiger bedingter Stimulation mittels GrindCare 4 im 42-tägigen Studienteil festgestellt werden. Die Zahl der Bruxismusereignisse reduzierte sich in der vierten Woche Biofeedback um 40 % und in der abschließenden Messphase um 32 % gegenüber der ersten Messphase. Die Anzahl der druckdolenten Palpationsstellen (21-tägiger Studienabschnitt p = 0,010; 42-tägiger Studienabschnitt p = 0,035) sank in beiden Studienteilen signifikant. Eine signifikante Änderung der Schmerzintensität war nicht zu verzeichnen.
Schlussfolgerung: Die Bruxismusereignisse nahmen nur nach längerer elektrischer Stimulation des M. temporalis ab, eine zweiwöchige Interventionsphase erscheint als nicht ausreichend. Die in der abschließenden Messphase weiterhin bestehende Reduktion der Bruxismusereignisse bei vierwöchiger Stimulation deutet auf einen möglichen Lerneffekt hin. Eine Verringerung der Bruxismussymptome ist nicht gesichert. Der Hersteller hat das Studiengerät zur Überarbeitung zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vom Markt genommen. Weitere kontrollierte Studien mit einer größeren Kohorte sind notwendig, um die Ergebnisse zu sichern. Eine längere Therapiedauer und ein ausgedehntes Follow-up wären sinnvoll.
Schlagwörter: CMD, Schlafbruxismus, myofaszialer Schmerz, Biofeedback
ScienceSeiten: 25-34, Sprache: Englisch, DeutschManfredini, Daniele / Lombardo, Luca / Visentin, Alessandra / Arreghini, Angela / Siciliani, GiuseppeEine elektromyografische UntersuchungZiel: Ziel war es, in einer Gruppe gesunder junger Erwachsener anhand häuslicher EMG-/EKG-Aufzeichnungen mit einem tragbaren Gerät den Zusammenhang zwischen der Zahnabnutzung und der Schlafaktivität des Musculus masseter (SAMM) zu untersuchen.
Material und Methode: Insgesamt 41 gesunde Freiwillige (23 Frauen und 18 Männer im Durchschnittsalter von 28,8 Jahren, Spannweite 25 bis 40 Jahre) mit natürlichen Zähnen in gutem Zustand führten zu Hause zwei Nächte lang Aufzeichnungen mit einem tragbaren Gerät durch, dass die simultane Erfassung von EMG-Signalen beider Mm. masseteres sowie der Herzfrequenz ermöglicht. Hiermit wurde die Anzahl der Schlafbruxismus-(SB-)Episoden pro Stunde, die Anzahl phasischer, tonischer und gemischter SAMM-Ereignisse pro Stunde und die Gesamtanzahl von SAMM-Ereignissen pro Nacht ermittelt. Zudem wurde bei allen Probanden an digitalen Modellen mithilfe einer sechsstufigen Skala die Zahnabnutzung bewertet. Schließlich wurden mithilfe des Pearson-Tests Korrelationen zwischen den SAMM-Parametern und der Zahnabnutzung geprüft.
Ergebnisse: Der SB-Index lag im Durchschnitt bei 4,5 ± 2,6, die Gesamtanzahl der Masseterkontraktionen im Schlaf bei 97,2 ± 55,2. Von diesen Kontraktionen waren fast 60 % phasischer Natur. Die durchschnittliche Zahnabnutzung betrug 1,5 ± 0,7, wobei die Eckzähne und Unterkiefer-Schneidezähne die stärkste Abnutzung zeigten. Keiner der gepaarten Tests ergab eine signifikante Korrelation (p-Werte: 0,11 bis 0,69). Die r-Werte bewegten sich im Bereich von 0,064 bis 0,253.
Schlussfolgerung: Die Nullhypothese einer fehlenden Korrelation zwischen Zahnabnutzung und SAMM konnte nicht abgelehnt werden, was bedeutet, dass Zahnabnutzung nicht als Indikator für rezenten SB oder für SAMM fungieren kann. Künftige Studien, in denen die vielschichtige Natur von Zahnabnutzung und der komplizierte natürliche Ablauf von Schlafphänomenen Berücksichtigung finden, sollten das Problem auch auf individueller Ebene weiter untersuchen.
Schlagwörter: Elektromyografie, Kaumuskelaktivität, Schlafbruxismus, Zahnabnutzung
ScienceSeiten: 35-46, Sprache: Englisch, DeutschPeroz, Ingrid / Roneh, EhssanZiel: Durch eine kontrollierte, klinische Studie soll die zentrische Kieferrelation (CR) vor und nach einer Physiotherapieanwendung bei Patienten mit Myalgie und funktionsgesunden Probanden verglichen werden.
Material und Methode: 22 Patienten mit einer Myalgie entsprechend der Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders wurden in die Studie aufgenommen. Fünf Probanden wiesen keine Symptome einer CMD auf. Alle Studienteilnehmer wurden auf einen Orthas Stuhl gesetzt. Die CR wurde mithilfe des elektronischen Stützstiftsystems Intraoral Process Registration (IPR) mit drei unterschiedlichen Methoden bestimmt. a) der Adduktionspunkt vor einer Deprogrammierung (AP), b) der Adduktionspunkt nach einer Deprogrammierung durch Bewegungen auf dem Drucksensor (APD) und c) die handgeführte Kieferrelation (CRM). Direkt nach der ersten IPR-Messung erhielten die Teilnehmer eine Physiotherapieanwendung. Danach folgte eine zweite IPR-Messung. Als Maß für die Übereinstimmung zwischen den Ergebnissen der IPR-Messungen wurde Cronbachs α bestimmt. Mittels t-Test wurden die Differenzen zwischen den Positionen der Kieferrelation bei Patienten mit Myalgie und funktionsgesunden Probanden vor und nach Physiotherapie verglichen. Die physiotherapeutische Intervention beinhaltete manuelle Techniken wie Massage, Dehnung und Mobilisation des Weichgewebes sowie die Mobilisierung der Kiefergelenke und der oberen Kopfgelenke.
Ergebnisse: Der Grad der Übereinstimmung der Registriermethoden variierte in einem akzeptablen Maß für den Adduktionspunkt nach Deprogrammierung (0,65 ≤ α ≤ 0,99). Für die Wiederholbarkeit des Adduktionspunkts vor Deprogrammierung und die Handführung war die Übereinstimmung exzellent (0,79 ≤ α ≤ 0,99). Bei Patienten mit Myalgie differierte die zentrische Kieferrelation vor und nach Physiotherapie nicht signifikant (p > 0,05). Bei den funktionsgesunden Probanden lag der Adduktionspunkt nach Deprogrammierung nach Physiotherapie signifikant anteriorer (p = 0,001).
Schlussfolgerungen: Eine einzige Physiotherapieanwendung kann die Kieferrelation bei Patienten mit Myalgie nicht beeinflussen.
Schlagwörter: Kieferrelationsbestimmung, Entspannung, Manualtherapie, IPR, Gothischer Bogen, Deprogrammierung
Seiten: 47-63, Sprache: Englisch, DeutschRaff, AlexanderIn der zahnärztlichen Therapie sind verschiedene bimaxilläre Schienen für unterschiedliche Einsatzgebiete etabliert. Je nach Indikation werden diese auch als Schnarcherschienen, Schlafapnoe-Schienen, Positionierungsschienen oder Simulationsschienen bezeichnet. Diese Behandlungsmittel haben mittlerweile einen festen Platz in der Zahnheilkunde, abgesichert durch Leitlinien und wissenschaftliche Mitteilungen. Sie sind in der amtlichen deutschen Gebührenordnung für Zahnärzte aber nicht aufgeführt und es sind jüngst hierzu verschiedene neue Beschlüsse gefasst worden. Der vorliegende Beitrag stellt diese Vorgaben und Beschlüsse vor und erläutert sie im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung.
Schlagwörter: Okklusionsschienen, bimaxilläre Poisitionierungsschienen, Unterkieferprotrusionsschienen, bimaxilläre Simulationsschienen, Schlafapnoe, Schnarchen, Arthropathie