EditorialSeiten: 375, Sprache: DeutschEickholz, PeterSeiten: 379-385, Sprache: DeutschJordan, Andreas RainerDie parodontale Erkrankungslast von Senioren (Altersgruppe 65–74 Jahre) ist seit der ersten bevölkerungsweiten epidemiologischen Messung in Deutschland im Jahr 1989 auf einem hohen Niveau. Deutlich mehr als jede zweite Person ist von ihr betroffen. Im Gegensatz zum epidemiologischen Trend bei der Karies, der relativ eindeutig verläuft, scheint dies bei der Parodontitis über die Jahre jedoch nicht der Fall zu sein. Eindeutig ist eine erkennbare Abnahme parodontaler Erkrankungslasten innerhalb der letzten Dekade, die insbesondere dazu geführt hat, dass sich die parodontalen Erkrankungslasten in das höhere Lebensalter verschieben. Diese Erkrankungskompression in Kombination mit der Bevölkerungsentwicklung führt dazu, dass zukünftig die Hauptlast der parodontalen Versorgung bei den Senioren zu finden sein wird.
Manuskripteingang: 5.10.2023, Annahme: 23.10.2023
Schlagwörter: Bevölkerung, Deutsche Mundgesundheitsstudie, Erkrankungskompression, Epidemiologie, Parodontitis, Prävalenz
Seiten: 387-399, Sprache: DeutschBarbe, Greta / Derman, Sonja H. M. / Ludwig, ElmarPrävention und TherapieMenschen altern mit immer mehr eigenen Zähnen und damit einhergehend komplexen Versorgungen. Mit zunehmendem Alter eintretende funktionelle Einschränkungen, chronische Erkrankungen und Pflegebedarf sind zudem Risikofaktoren für nachlassende Qualität und Quantität der Mundhygiene. Dokumentiert ist die hohe Prävalenz von moderater und schwerer Parodontitis. Verschärft wird die Situation durch eine im höheren Lebensalter und mit chronischer Erkrankung auftretende Reduktion zahnärztlicher Anbindung und Betreuung. Früherkennungs- und Präventionsmaßnahmen sowie verfügbare Konzepte, um Parodontopathien auch bei Pflegebedarf zu therapieren, werden in diesem Artikel diskutiert.
Manuskripteingang: 21.06.2023, Annahme: 18.09.2023
Schlagwörter: Gebrechlichkeit, Multimorbidität, Parodontopathien, Mundhygiene, orale Transition
Seiten: 401-412, Sprache: DeutschStrauß, Brigitte / Eickholz, PeterIn Deutschland lebten 2022 etwa 84 Millionen Menschen. Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 65 Jahre. In den jüngeren Altersgruppen nimmt die Zahl der Menschen mit Parodontalerkrankungen ab, aber prognostisch steigt der Behandlungsbedarf für Parodontitis aufgrund der demografischen Entwicklung insgesamt an (Morbiditätskompression). Nach der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2016 leidet mehr als jeder zweite jüngere Senior (65−74 Jahre) an einer parodontalen Erkrankung. Der Behandlungsbedarf bei Senioren ist also groß. Je nach primärem Alter und Gesundheitszustand (sekundäres Alter) weisen Senioren hinsichtlich häuslicher Biofilmkontrolle Besonderheiten auf: Die Feinmotorik, aber auch die Sensorik können eingeschränkt sein. Es gibt Hilfsmittel, mit denen sich diese Defizite zumindest teilweise kompensieren lassen. Solange ältere Patienten (mit vorwiegend primärem Altern) in der Lage sind, autonom unsere Praxen aufzusuchen oder von Familienangehörigen dorthin gebracht zu werden und eine ausreichend effektive Mundhygiene durchführen können, unterscheidet sich eine Mundhygieneunterweisung nicht von der Vorgehensweise bei jüngeren Patienten. Die Veränderungen und Anpassungen sind graduell und von Behandlung zu Behandlung kaum merklich. Auf lange Sicht verbessert sich die orale/parodontale Gesundheit aber eher nicht. Das Ziel sollte es sein, so lange wie möglich mit pragmatischen Mitteln Kaufunktion und orale Gesundheit zu gewährleisten.
Manuskripteingang: 19.06.2023, Annahme: 04.10.2023
Schlagwörter: individuelle Biofilmkontrolle, Senioren, Mundhygieneunterweisung
Seiten: 415-426, Sprache: DeutschJung, Katja / Frankenberger, Roland / Schlüter, Nadine / Ganß, CarolinaPatienten zeigen im Verlauf einer Parodontitistherapie häufig exponierte Wurzeloberflächen und vergrößerte Interdentalräume, die schwierig zu reinigen sind und spezielle Speiseretentionsbereiche darstellen. Die vulnerablen Wurzeloberflächen sind daher spezielle Kariesrisikoareale. Betroffene Patienten sollten idealerweise schon zu Beginn der Behandlung, spätestens aber in der unterstützenden Parodontitistherapie auch intensiv kariespräventiv beraten und betreut werden. Gute Mundhygiene und eine mundgesunde Ernährung stellen gemeinsame Faktoren dar, die Karies vermeiden und den Erfolg der Parodontitistherapie bestimmen können. Die Fluoridapplikation durch Fluoridzahnpasten sollte risikoadaptiert durch zusätzliche häusliche (z. B. 5.000-ppm-Fluoridzahnpaste) und professionelle Anwendungen (z. B. konzentrierte Gele/Lacke oder Silberdiamminfluorid) ergänzt werden. Liegt bereits Karies der Wurzeloberflächen vor, sollte möglichst versucht werden, die Läsionen durch vorsichtige Exkavation, Glättung und intensive Präventionsmaßnahmen zu arretieren. Sind die Läsionen progredient, kommen direkte oder indirekte metallische oder zahnfarbene Versorgungen infrage, falls erforderlich in Verbindung mit Verfahren zur Anhebung der zervikalen Stufe. All diese Maßnahmen sollten in Abhängigkeit von den Behandlungsmöglichkeiten, der Adhärenz und dem sozialen Umfeld der Patienten individualisiert werden.
Manuskripteingang: 08.08.2023, Annahme: 12.10.2023
Schlagwörter: Wurzelkaries, Prävention, Mundhygiene, Ernährungsberatung, individualisierte Konzepte, restaurative Versorgung, Parodontitistherapie
Seiten: 429-440, Sprache: DeutschFrese, CorneliaMenschen, die 100 Jahre oder länger leben, sind für die medizinische Wissenschaft eine bedeutsame Gruppe, anhand derer sich „erfolgreiche“ Alterungsvorgänge näher erfassen lassen. Auch in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde werden Hochbetagte unter Berücksichtigung bereits bekannter Zusammenhänge von Allgemeingesundheit und oraler Gesundheit zukünftig wichtige Hinweise zu unterschiedlich verlaufenden Alterungsprozessen liefern. In dieser Arbeit wird auf den aktuellen Kenntnisstand unter besonderer Berücksichtigung von Untersuchungen der Heidelberger Arbeitsgruppe zur Erforschung der Mundgesundheit von Hochbetagten Bezug genommen. Bei den 100-jährigen und hochbetagten Studienteilnehmern (n = 35) sind im Bereich der Parodontologie Erkrankungen des Zahnhalteapparats und periimplantäre Mukositis in moderatem Maß vorhanden, wobei insgesamt 74 % eine nicht näher definierte generalisierte Parodontitis aufweisen. Eine moderate Parodontitis wiesen 54,8 % der 100-Jährigen auf. Die Prävalenz einer schweren Parodontitis lag bei etwas weniger als 20 %. Der Attachmentverlust war im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen ebenfalls als moderat anzusehen. Bei 39,4 % der bezahnten 100-Jährigen wurden Sondierungstiefen zwischen 3,5 und 5,5 mm gemessen. Ein Drittel hatte mindestens einen Zahn mit einer Sondierungstiefe größer 5,5 mm. Einige der 100-Jährigen hatten Implantate in Kombination mit herausnehmbarem oder festsitzendem Zahnersatz. Unter den untersuchten Implantaten wurde die Mehrheit als gesund eingestuft, 29,6 % hatten eine periimplantäre Mukositis und 11,1 % hatten eine Periimplantitis. Dies zeigt, dass parodontale Destruktion vorhanden ist, jedoch in höherem Alter nicht linear ansteigt, höchstwahrscheinlich weil die 100-Jährigen die meisten ihrer Geburtskohorte überlebt haben. Der Erhalt eigener Zähne mit einem Zustand ausreichender parodontaler Gesundheit kann aus heutiger Sicht für den Zeitraum eines ganzen Jahrhunderts als möglich angesehen werden, wobei die Prävention in der Seniorenzahnmedizin eine zentrale Rolle einnimmt. Der größte Teil der 100-Jährigen und Hochbetagten lebt lange Zeit funktionell unabhängig zu Hause. Damit ein möglichst hoher Grad oraler Gesundheit langfristig erhalten werden kann, sollten präventive Interventionen zielgenau eingesetzt werden. Deutlicher Handlungsbedarf besteht unter anderem darin, das Bewusstsein um die Relevanz guter Mundhygiene sowohl bei den Hochbetagten selbst als auch den Pflegenden zu schärfen. Außerdem sollten Informationen und Hilfestellungen zur häuslichen Mundhygiene bei Bedarf leicht zugänglich sein, damit stabile parodontale Verhältnisse auch bis ins hohe Alter gehalten werden können, wenn die sensomotorischen und kognitiven Fähigkeiten abnehmen. Welche Faktoren für „erfolgreiches orales Altern“ im Detail verantwortlich sind, ist Bestandteil zukünftiger grundlagenwissenschaftlicher und klinischer Untersuchungen.
Manuskripteingang: 10.07.2023, Annahme: 27.09.2023
Schlagwörter: 100-Jährige, Hochbetagte, gingivale Gesundheit, parodontale Gesundheit, periimplantäre Gesundheit, Prävention, epidemiologische Daten
Seiten: 441-448, Sprache: DeutschEickholz, Peter / Dannewitz, BettinaAnatomie des ParodontsSeiten: 449-462, Sprache: DeutschKlingert, David / Eickholz, Peter / Petsos, HariDiskussionsbeitrag des Masterkurses „Parodontologie und Implantattherapie“ der DG PARO und DIUZiel dieser Studie war es, die Attachmentverluste an mandibulären zweiten Molaren (M2) nach operativer Entfernung des dritten Molaren (M3) bei parodontal gesunden Patienten unter Anwendung von advanced leuko- und thrombozytenreichem Fibrin (A-PRF) zu untersuchen. Dazu wurden Patienten mit jeweils beidseits vorhandenen entfernungsbedürftigen mandibulären M3 rekrutiert. Diese galten als retiniert (unter der Schleimhaut liegend) oder impaktiert (komplett knöchern umgeben) und wurden im Split-Mouth-Design randomisiert einer Test- (mit A-PRF) oder Kontrollgruppe (ohne A-PRF) zugewiesen. Zu Baseline (BL) und nach 6 Monaten wurden Plaque-, Gingiva-Index, Attachmentlevel (AL) und Sondierungstiefen (ST) erhoben. Das Auftreten von Komplikationen sowie PROMs (Patient reported outcome measures) mittels visueller Analogskala und direkter Nachfrage wurden nach 3 und 10 Tagen sowie 6 Monaten dokumentiert. Eine initiale Poweranalyse ergab eine erforderliche Anzahl von 34 Patienten. Bisher wurden 6 Patienten (4 weiblich, Durchschnittsalter: 20,7 ± 2,9 Jahre) mit 12 M3 eigeschlossen. In die Testgruppe wurden 3 retinierte und 3 impaktierte M3 und in die Kontrollgruppe 1 retinierter und 5 impaktierte M3 eingeschlossen. Sowohl AL als auch ST nahmen in der Kontrollgruppe ab (ST: −0,03 ± 0,24 mm, p = 0,786; AL: −0,05 ± 0,13 mm, p = 0,317), während es in der Testgruppe zu einem Anstieg der Werte kam (ST: 0,12 ± 0,25 mm, p = 0,623; AL: 0,03 ± 0,07 mm, p = 0,317). Nach 3 und 10 Tagen gab ein Patient an, auf beiden operierten Seiten Schmerzen > 2 Tage gehabt zu haben. Die VAS-Werte sanken signifikant (p = 0,001) von 29,5 ± 16,8 (BL) auf 0,0 ± 0,0 (6 Monate). Zwei Patienten (33,3 %) konnten sich nach erfolgter M3-Entfernung nicht vorstellen, den Eingriff nochmals durchführen zu lassen. In dieser ersten Datenauswertung zeigten sich bei vergleichbarer Komplikationsrate und moderater Patientenzufriedenheit weder mit noch ohne A-PRF-Anwendung signifikante AL-Veränderungen nach 6 Monaten an den jeweiligen M2. Die Veränderungen von AL und ST waren klinisch nicht relevant. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Studie unterpowert. Mit finalen Daten ist 2024 zu rechnen.
Manuskripteingang: 06.04.2023, Annahme: 28.09.2023
Schlagwörter: distaler parodontaler Defekt, mandibuläre dritte Molaren, Weisheitszähne, operative Weisheitszahnentfernung
Seiten: 463-468, Sprache: DeutschRüdiger, Stefan G.Zusammenfassungen von interessanten parodontologischen Artikeln aus internationalen Zeitschriften und DissertationenSeiten: 469, Sprache: DeutschOnline-Umfrage zur zahnmedizinischen ProphylaxeKongressberichtSeiten: 471-479, Sprache: DeutschJungbauer, Gert / Purschwitz, ReginaKongressberichtSeiten: 481-485, Sprache: DeutschMeyle, Jörg