0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3807 Aufrufe

Parlamentarischer Abend der Gesundheitshandwerke – VDZI-Präsident Dominik Kruchen stellt Forderungen für ein auskömmliches Leistungsrecht, zu „Praxislaboren“ und Flexibilisierung des Medizinprodukterechts

VDZI-Präsident Dominik Kruchen, BIV-OT-Präsident Alf Reuter, MdB Prof. Dr. Edgar Franke, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, MdB Tino Sorge, ZVA-Präsident Christian Müller, biha-Präsident Eberhard Schmidt und ZDH-Präsident Jörg Dittrich (von links).

(c) ZDH/Boris Trenkel

Bürokratieabbau und eine auskömmliche und qualitätsgesicherte Zahnersatzversorgung standen im Mittelpunkt des diesjährigen Parlamentarischen Abends der Arbeitsgemeinschaft der Gesundheitshandwerke am 28. November in Berlin. Dominik Kruchen, Präsident des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), nahm mit dem Bundesvorstand und VDZI-Geschäftsführer Kim Nikolaj Japing an der Veranstaltung teil.

Vertreterinnen und Vertreter der Augenoptik, Hörakustik, Orthopädietechnik und Zahntechnik diskutierten im Haus der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gemeinsam mit mehr als 60 Gästen aus der Gesundheitspolitik über die zukünftigen Herausforderungen für eine qualitätsorientierte Versorgung mit Zahnersatz in Deutschland.

Nicht jede Dokumentationsanforderung bietet einen Mehrwert

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), betonte zur Eröffnung der Veranstaltung, dass die immer umfangreicher werdende Bürokratie im Gesundheitswesen die Betriebe der Gesundheitshandwerke zunehmend belaste und deren Arbeit erschwere: „Das Gesundheitssystem ist ein streng regulierter Bereich. Aber nicht jede Dokumentationsanforderung, nicht jedes zusätzlich ausgefüllte Formular bietet einen Mehrwert für die Patientensicherheit. In Zeiten des Fachkräftemangels muss sich die Politik zwischen der Arbeit am Patienten oder der Arbeit für den Aktenordner entscheiden“, forderte ZDH-Präsident Dittrich.

Hauptredner des Abends war der Parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG), Prof. Dr. Edgar Franke (MdB, SPD). Dieser betonte die Wichtigkeit des Gesundheitshandwerks für die Versorgung der Menschen vor Ort: „Wenn alle so innovativ wären wie unsere Gesundheitshandwerker, wäre die Zukunft der deutschen Wirtschaft gesichert. Wir müssen uns aber bemühen, die notwendige Bürokratie auf ein gesundes Maß zu reduzieren, damit deren Innovationen auch bei den Menschen ankommen können.“

Weg von der Grundlohnsummenanbindung

Gegenüber Franke erläuterte Kruchen, dass die Innovationsstärke des deutschen Zahntechniker-Handwerks langfristig in der Fläche nur gewahrt bleiben könnte, wenn die Leistungserbringung auch wirtschaftlich auskömmlich ist. Dafür müsste die Deckelung der Preisentwicklung über die Bindung an die jährliche Grundlohnsummenentwicklung fallen.

Karl-Sebastian Schulte, ZDH-Geschäftsführer und Geschäftsführer des Unternehmerverbandes des Deutschen Handwerks, biha-Präsident Eberhard Schmidt, ZVA-Präsident Christian Müller, MdB Tino Sorge, BIV-OT-Präsident Alf Reuter und VDZI-Präsident Dominik Kruchen (von links).
Karl-Sebastian Schulte, ZDH-Geschäftsführer und Geschäftsführer des Unternehmerverbandes des Deutschen Handwerks, biha-Präsident Eberhard Schmidt, ZVA-Präsident Christian Müller, MdB Tino Sorge, BIV-OT-Präsident Alf Reuter und VDZI-Präsident Dominik Kruchen (von links).
ZDH/Boris Trenkel


In seinen Statements in der folgenden Panel-Diskussion mit dem Bundestagsabgeordneten Tino Sorge (CDU) fokussierte sich VDZI-Präsident Kruchen auf die Entwicklung der investorenbetrieben zahnärztlichen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ). Im dritten Quartal dieses Jahres waren es immerhin schon 440 iMVZ, die sich fast ausschließlich auf Großstädte und Ballungsräume verteilen.

Praxislabore in die Handwerksrolle

„In strukturschwachen Gebieten, in denen Engpässe und Unterversorgung drohen könnten, gibt es kaum iMVZ. Investorenorientierte MVZ bleiben damit ein idealer Nährborden für die Gefahren einer rein gewinnorientierten Zahnersatzversorgung“, erklärte Dominik Kruchen und skizzierte vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen mehrere Forderungen: „Der Gesetzgeber muss sich mit der Aushöhlung der Freiberuflichkeit beschäftigen und hier für die notwendige Klarheit sorgen. Erstens sollte sozial- und berufsrechtlich klargestellt werden, dass Praxislabore in iMVZ ausgeschlossen sind. Zweitens ist es wichtig, dass Aufsichtsstrukturen gestärkt werden, zum Beispiel durch die Eintragung von Praxislaboren in die Handwerksrolle.“

Klinische Bewertungen für Sonderanfertiger sind Ärgernis

Darüber hinaus forderte Kruchen Flexibilisierungen im Medizinprodukterecht: „Die Klinischen Bewertungen für Sonderanfertiger sind ein echtes Ärgernis für unsere zahntechnischen Labore und bieten keinen Mehrwert in der Versorgung. Wir bitten die Bundesregierung dringlichst, sich auf europäischer Ebene für die Rücknahme dieser unsinnigen Anforderung für Kleinbetriebe auszusprechen. Gleichzeitig braucht es bundesländerübergreifend ein harmonisiertes Prüfvorgehen durch die Behörden und Augenmaß bei betrieblichen Begehungen.

Gesundheitshandwerke von Bürokratie entlasten

Tino Sorge pflichtete dem Ansatz für eine umfassendere Entbürokratisierung bei: „Die Gesundheitshandwerke ächzen unter den bürokratischen Lasten und den in nahezu allen Bereichen gestiegenen Kosten. Es ist höchste Zeit für spürbare Entlastungen. Dazu werden wir anstelle der bisherigen Misstrauenskultur eine neue Kultur des Vertrauens brauchen. Viele mittelständische Unternehmen erleben seit Jahren immer neue rechtliche Vorgaben, Hürden und Auflagen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich solche Belastungen auf die Versorgung niederschlagen.“

Der VDZI werde sich auch zukünftig dafür einsetzen, dass im Versorgungsbereich Zahnersatz ein faires Leistungsrecht gilt und dass die Bundesregierung den im Koalitionsvertrag angedachten Entbürokratisierungszielen gerecht werde, heißt es in der Pressemitteilung des Verbands zum Parlamentarischen Abend.

Mit Material des VDZI und des ZDH.

Quelle: Quintessence News Politik Unternehmen Dentallabor Zahntechnik Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
17. Mai 2024

Handlungs- und Gestaltungsspielräume der Selbstverwaltung wieder stärken

Nicht als „Lobbygruppe“ diffamieren – KZBV zum Tag der Selbstverwaltung am 18. Mai 2024
16. Mai 2024

Zum Auftakt viel Kritik an Lauterbachs Gesundheitspolitik

Bei der 66. „Sylter Woche“ dreht sich alles um Implantate – Deutschlands größte Zahnärzte-Fortbildung
16. Mai 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Mai 2024
14. Mai 2024

FDP-Leitlinien zum Gesundheitssystem: dringender Korrekturbedarf

KZV Hessen zum FDP-Antrag „Der Patient im Mittelpunkt – den Arzt im Blick.“ und angedachte liberale Leitlinien für das Gesundheitssystem
13. Mai 2024

Der Unterschied zwischen Reibungshitze und Nestwärme

Dr. Uwe Axel Richter zum sich immer kleinteiliger auslebenden Führungsanspruch der Politik und der Frage, was Standespolitik noch bewegen kann
13. Mai 2024

Klares Bekenntnis zu Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten

Gesundheitsgipfel gefordert – 128. Deutscher Ärztetag verabschiedet Resolution und diskutiert unter anderem über Patientensteuerung, Notfallversorgung und strengere Regelungen für gesponserte Fortbildung
10. Mai 2024

Das Ziel ist gut begründet, der Weg dorthin aber unklar

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich zum Impulspapier „Orale Medizin – Die Zukunft der Zahnmedizin“
7. Mai 2024

StIx Index 2023: Deutschland klettert auf den vierten Platz

Ein Vergleich, wie gut Staaten weltweit funktionieren, zeigt überraschend gute Ergebnisse für Deutschland