WissenschaftDOI: 10.3238/dzz.2020.5582Seiten: 366, Sprache: DeutschStaehle, Hans JörgAnekdotische Darstellung am Beispiel der 125-jährigen Geschichte HeidelbergsEinleitung: Seit Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einer schrittweisen Akademisierung der Zahnmedizin in Deutschland. Am Beispiel von Heidelberg werden einige Erfolge und Rückschläge beschrieben, die – wenn auch mit standortspezifischen Unterschieden – wahrscheinlich in ganz Deutschland anzutreffen waren.
Materialien und Methoden: Die Geschichte der universitären Zahnmedizin wurde anhand von Literatur- und Archivquellen, Zeitzeugenberichten und eigenen Recherchen anekdotisch beleuchtet.
Ergebnisse: Anfangs herrschten zuweilen geringe Wertschätzungen durch die Medizinischen Fakultäten mit einer Verweigerung von Promotions- und Habilitationsmöglichkeiten für Zahnärzte, äußerst knappen Bemessungen von personellen und räumlichen Ressourcen sowie bedrückenden politischen Einflussnahmen (insbesondere während der Zeit des Dritten Reichs, die ihre langen Schatten auch auf die Nachkriegszeit warfen). Die Mitte des 20. Jahrhunderts war von einer Überwindung des Standesdualismus und einer kontinuierlichen Ausbauphase in Lehre, Forschung und Patientenversorgung geprägt, der zum Ende des 20. Jahrhunderts hin sehr hohe Leistungssteigerungen folgten. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist eine zunehmende Reglementierungsdichte bei anhaltenden Zentralisierungs- und Ökonomisierungsbestrebungen zu beobachten.
Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf eine Vielzahl "außerfachlicher" Einflüsse hin. Die Herausforderungen für die Zukunft liegen vor diesem Hintergrund nicht nur darin, die Erfolge der universitären Zahnmedizin zu erhalten und weiter zu vergrößern, sondern auch in der Verteidigung der verbliebenen akademischen Freiräume von Lehre, Forschung und Patientenversorgung.
Schlagwörter: Akademisierung der Zahnmedizin, Universitäre Zahnmedizin Heidelbergs, Zukunft der Zahnmedizin, politische Einflussnahmen