Zusammenfassung: Konrad Morgenroth gehört zu den bemerkenswertesten zahnärztlichen Hochschullehrern des 20. Jahrhunderts. Er lieferte wichtige tierexperimentelle und histopathologische Forschungsbeiträge, die zu erstrangigen wissenschaftlichen Auszeichnungen (Miller-Preis, René-Jaccard-Preis, Preis der Hufeland-Stiftung) führten. Er wurde mit nur 25 Jahren Leiter der konservierenden Abteilung des Zahnärztlichen Instituts in Königsberg, mit 27 Jahren Lektor und mit gerade einmal 29 Jahren Privatdozent. Doch trotz der zunächst steilen universitären Karriere erlangte er letztlich weder im „Dritten Reich“ noch in der Bundesrepublik eine ordentliche oder außerordentliche Professur.
Diskussion: Dieser scheinbar widersprüchliche Befund bildet die Ausgangsbasis für den vorliegenden Beitrag: Er skizziert Morgenroths Leben und Werk und stellt die Frage nach dem Gründen des Karrierebruchs. Dabei gilt es auch Morgenroths politische Verortung im „Dritten Reich“ zu klären. Schließlich ist zu untersuchen, ob sich Morgenroth in der Nachkriegszeit einer „Entnazifizierung“ unterziehen musste und wie sein weiterer Werdegang in der Bundesrepublik verlief. Methodische Grundlage der Studie ist die Auswertung von Primärquellen aus mehreren deutschen Archiven sowie eine kritische Reanalyse der raren Sekundärliteratur.
Ergebnisse: Die Quellenanalyse zeigt, dass Morgenroth der Gruppe von Wissenschaftlern zuzurechnen ist, die sich trotz überzeugender fachlicher Qualifikation dem NS-Regime andienten. Im Entnazifizierungsverfahren machte er dann teilweise falsche bzw. geschönte Angaben. Morgenroths politische Verstrickung im „Dritten Reich“ steht jedoch in keinem kausalen Zusammenhang mit der ausbleibenden Berufung zum Extraordinarius oder Ordinarius. Ursächlich für das Sistieren seiner Hochschulkarriere waren vielmehr biografische Besonderheiten und persönliche Weichenstellungen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Allerdings konnte er trotz der „unvollendeten“ wissenschaftlichen Karriere als Namensgeber der „Konrad-Morgenroth-Fördergesellschaft“ einen bemerkenswerten Nachruhm entfalten, der bis heute anhält.
Schlagwörter: „Drittes Reich“, Entnazifizierung, Geschichte der Zahnheilkunde, Miller-Preis, NSDAP