0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1549 Aufrufe

89. HNO-Kongress vom 9. bis 12. Mai in Lübeck präsentiert aktuelle Forschungen und Strategien

Krebsgeschwulste dürfte es im Grunde gar nicht geben, denn das Immunsystem ist prinzipiell in der Lage, veränderte Zellen zu erkennen und zu zerstören, bevor sie zu einem Tumor heranwachsen. Diese Abwehr zu unterstützen, ist das Ziel sogenannter Immuntherapien. Auf verschiedene Weise stärken sie die gegen Krebszellen gerichteten Abwehrsysteme und helfen, den Tumor für die Immunzellen besser sichtbar zu machen.

Welche Formen der Immuntherapie es gibt, wie sie wirken und wie sie speziell gegen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich eingesetzt werden können, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz anlässlich der 89. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DGHNO KHC), die vom 9. bis 12. Mai 2018 in Lübeck stattfindet.

Rauchen, Viren, Alkohol

Kopf-Hals-Tumoren stehen auf der Liste der weltweit häufigsten Tumorerkrankungen an sechster Stelle. Ihre Entstehung wird besonders durch Tabakrauch, den übermäßigen Konsum von hochprozentigen Alkoholika und humane Papillomviren gefördert. Aufgrund ihrer Nähe zu lebenswichtigen Strukturen können Tumoren im Kopf- und Halsbereich nicht immer vollständig operativ entfernt werden. Auch bei einer Bestrahlung kann das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft gezogen werden. „Gerade in diesem Bereich ist die Entwicklung von Immuntherapien, die spezifisch gegen den Tumor vorgehen, besonders wichtig“, sagt Prof. Dr. med. Stephan Lang, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Essen im Vorfeld der 89. Jahresversammlung.

Im Fokus der Immuntherapie stand lange Zeit der Versuch, das Immunsystem stärker zu aktivieren. „Seit einigen Jahren hat man jedoch erkannt, dass auch die Lösung von Blockaden eine wichtige Rolle spielt“, erläutert Lang. Denn Krebszellen weichen der Immunabwehr oft aus, indem sie den Immunzellen eine Art molekulares Stoppschild entgegenhalten. Treten diese Stopp-Signale in Kontakt mit passenden Rezeptoren auf der Oberfläche der Immunzellen, dann werden diese deaktiviert – die Immunabwehr kommt zum Erliegen. Spezifische Antikörper gegen die tumoreigenen Stopp-Signale können diese Blockade durchbrechen und sind zum Teil schon zur Tumortherapie zugelassen. Als Beispiel nennt der Experte den Antikörper Nivolumab, der verhindert, dass Stopp-Signale den so genannten PD-1-Rezeptor auf T-Zellen erreichen. „Dieser wird zurzeit nur bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren eingesetzt, die auf andere Therapien nicht mehr ansprechen“, erklärt Lang. Hier habe er das weitere Wachstum der Tumoren verlangsamen und die Überlebenszeit der Patienten leicht erhöhen können.

Chimärer Antigenrezeptor

Ein weiterer immuntherapeutischer Ansatz ist es, das Immunsystem auf bestimmte Tumorantigene „scharf zu stellen“ und den Tumor so besser angreifbar zu machen. Das kann über eine Art Impfung geschehen, aber auch über eine gezielte Veränderung von T-Zellen, die den Patienten zuvor entnommen wurden. „Mithilfe molekularbiologischer Methoden werden die T-Zellen mit einem speziellen Rezeptor ausgestattet, dem so genannten CAR“, sagt Lang. Das Kürzel steht für „chimärer Antigenrezeptor“ – denn der künstliche Rezeptor ist aus mehreren Teilen zusammengesetzt: Ein Teil ist für die Erkennung spezieller Tumormoleküle zuständig, ein anderer dafür, die T-Zellen zusätzlich zu aktivieren. Solchermaßen aufgerüstete T-Zellen konnten in einer britischen Phase-1-Studie bei rund der Hälfte der Patienten das weitere Wachstum fortgeschrittener Kopf-Hals-Tumoren aufhalten. „Ein erster vielversprechender Ansatz, der noch weiter erforscht werden muss“, so Lang.

Die verschiedenen Ansatzpunkte der Immuntherapie sowie die therapeutischen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, wird Prof. Lang auf der Pressekonferenz am 8. Mai in Lübeck sowie im Symposium der Jahresversammlung „Aktuelle Gebiete der Forschung, die die Zukunft der HNO-Heilkunde verändern werden“ am 10. Mai vorstellen.

Literatur:


Papa S, Adami A, Metoudi M, Achkova D, van Schalkwyk M, Parente Pereira A, Bosshard-Carter L, Whilding L, van der Stegen S, Davies DM, Guerrero-Urbano T, Jeannon JP, Spicer J, Maher J. (2017) T4 immunotherapy of head and neck squamous cell carcinoma using Pan-ErbB targeted CAR T-cells AACR 2017; Abstract CT118.


Kochenderfer JN, Somerville RPT, Lu T, Yang JC, Sherry RM, Feldman SA, McIntyre L, Bot A, Rossi J, Lam N,Rosenberg SA. (2017). Long-Duration Complete Remissions of Diffuse Large B Cell Lymphoma after Anti-CD19 Chimeric Antigen Receptor T Cell Therapy. Mol Ther


Bild: Shutterstock/Karan Bunjean

 

Quelle: DGHNO KHC Chirurgie Nachrichten Bunte Welt

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
25. Juli 2024

Die DG Paro feiert 100-jähriges Jubiläum

Jahrestagung im September in Bonn zeigt viele neue Formate und großes Thema „Schnittstellen der Parodontologie“
18. Juli 2024

Moderne Sedierungstechniken praktisch üben

Die DZOI hat im Juli den ersten Kurs „Sedierung in der Zahnmedizin“ in Kassel durchgeführt
25. Juni 2024

Eine Schlange im Röntgengerät und ein Dino, der nicht mehr richtig beißen kann

Mehr als 200 Kinder aus Witten haben ihre kranken Kuscheltiere an die Universität Witten/Herdecke gebracht
12. Juni 2024

Vorgehensweisen in der Kinderzahnmedizin

DGKiZ-Jahrestagung: Nachhaltigkeit durch Qualität in der Kinderzahnmedizin – inklusive Teamprogramm
4. Juni 2024

Wer Lachgas konsumiert, riskiert Schäden an Gehirn und Nerven

IQWiG: Rechnung „Legal gleich harmlos“ geht hier nicht auf
31. Mai 2024

Lernen von den Meistern des Knochen- und Weichgewebsmanagements

Exklusives Symposium und Masterclass in Wien mit Urban, Burkhardt, Brozović und Gruber
22. Mai 2024

Rheuma: Einnahme von Kortison plus Magenschutz kann Knochendichte verringern

Studie der Charité zeigt, dass Protonenpumpenhemmern das Osteoporoserisiko steigern