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TÜV-Verband e. V. – Viele Apps sind keine Medizinprodukte, sondern dem Lifestylebereich zuzuordnen

(c) Dragana Gordic/Shutterstock.com

Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gibt es aktuell rund 284.000 Gesundheits-Apps, die zum Download in den Stores zur Verfügung stehen. „Während die Auswahl an Gesundheits-Apps immer größer wird, nimmt die Übersichtlichkeit für die Verbraucher ab. Bei der Nutzung sollten die Angaben der Apps immer kritisch und reflektiert betrachtet werden“, sagt Mark Küller, Referent für Medizinprodukte beim TÜV-Verband. „Denn viele Apps sind keine Medizinprodukte, sondern eher dem Lifestylebereich zuzuordnen.“

Die wohl bekanntesten Apps im Gesundheitsbereich sind Lifestyle-Apps, zu denen insbesondere Fitness-, Wellness-, Bewegungs- und Ernährungs-Apps gehören. Sie sollen das Fitnessstudio ersetzen, einen Diätplan erstellen, für Entspannung sorgen oder einfach zu mehr Bewegung verhelfen. Heute sind sie bereits auf vielen Smartphones vorinstalliert und werden häufig in Kombination mit sogenannten Wearables wie Smartwatches oder anderen smarten Trackern vermarktet. Die Lifestyle-Apps werden häufig von IT-Firmen, Sportmarken oder Fitnessstudios entwickelt und bieten Funktionen wie Schrittzähler, Kalorienzähler, Trainingspläne oder Entspannungsprogramme.

Lifestyle-Apps werden meist keiner unabhängigen Prüfung unterzogen

Lifestyle-Apps werden meist keiner unabhängigen Prüfung unterzogen und unterliegen nicht den strengen Anforderungen an Sicherheit und Leistungsfähigkeit der europäischen Medizinproduktegesetzgebung. Sie tragen zwar die CE-Kennzeichnung, mit der der Hersteller aber nur erklärt, dass sein Produkt grundsätzlich alle einschlägigen europäischen Anforderungen an Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz erfüllt. Die Kennzeichnung bedeutet aber nicht, dass es sich dabei um ein zertifiziertes Medizinprodukt handelt, das zum Beispiel genaue medizinische Daten liefert.

Manche Apps geben sensible Daten an Dritte weiter

Die Apps müssen zusätzlich nur die Grundanforderungen der App-Stores an Lauffähigkeit und Co. erfüllen, um zum Download bereitzustehen. Umso wichtiger ist es, dass Verbraucher die Angaben solcher Apps kritisch hinterfragen und ihnen nicht blind vertrauen. Denn zum einen sammeln viele Apps sensible persönliche Daten und geben diese zum Teil an Dritte weiter. Zum anderen handelt es sich bei vielen Angaben um Orientierungs- und nicht um exakte medizinische Werte, die erst recht nicht als Diagnose betrachtet werden oder der „Eigendiagnose“ dienen sollten.

Serviceorientierte von Lifestyle-Apps unterscheiden

Die wohl bekannteste serviceorientierte App ist die Corona-Warn-App der Bundesregierung. Sie wurde entwickelt, um das Corona-Virus einzudämmen und über mögliche Ansteckungen zu informieren. Andere serviceorientierte Apps erinnern an die Einnahme von Medikamenten, überwachen den Impfstatus oder bieten die Möglichkeit, online einen Termin in einer Arztpraxis zu vereinbaren. Im Gegensatz zu den Lifestyle-Apps finden die serviceorientierten Apps oft Anwendung im Zusammenhang mit konkreten medizinischen Anlässen.

„Viele Krankenkassen bieten ihren Mitgliedern serviceorientiere Apps an, die die Kommunikation erleichtern, bei der Suche nach Fachärzten helfen oder digitale Dokumente verwalten sollen“, sagt Küller. Auch hier sollten Nutzer stets die Informationen der Apps sogfältig lesen. Denn auch bei diesen Apps gibt es deutliche Unterschiede in der Qualität, Zuverlässigkeit und im Datenschutz. Der Experte empfiehlt: „Je nach Zweck bieten viele Krankenkassen Service-Apps für die regelmäßige Medikamenteneinnahme oder ein Verlaufstagebuch an. Nutzer sollten sich also zuerst bei ihrer eigenen Krankenkasse informieren."

Medizinische Apps: Unterstützung, aber kein Ersatz für den Arzt

Medizinische Apps sind Medizinprodukte, erfüllen besonders hohe gesetzliche Anforderungen und sollen meist bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten unterstützen. Sie schließen zum Teil auch an serviceorientierte Apps an oder können direkt mit Geräten wie einem Blutzuckermessgerät verbunden werden und die Auswertung der Daten übernehmen. Zu betonen ist, dass die Apps auch heute noch keinen Arzt ersetzen. Einzelne Apps können und dürfen – beispielsweise nach der Symptomerläuterung – autonom Hintergrundinformationen zu möglichen Ursachen oder allgemeine Handlungsempfehlungen geben, solange sie sich auf niederschwellige Informationen beschränken.

Die Diagnose und anschließende konkrete Therapieempfehlung unterliegt aber dem Arztvorbehalt. Wenn User konkrete Behandlungsmaßnahmen erhalten, sollten sie daher überprüfen oder nachvollziehen können, ob diese von medizinischem Fachpersonal stammen und nicht automatisch generiert wurden.

Grauzone der Gesundheits-Apps: Aufmerksam bleiben und informiert handeln

Ob eine App ein Medizinprodukt ist, hängt von den Funktionen, dem Verwendungszweck und dem Leistungsversprechen des Herstellers ab. Für Medizinprodukte gelten besonders hohe gesetzliche Anforderungen. Küller: „Viele Apps, die als Lifestyle-Apps vermarktet werden, sind aufgrund ihrer Beschaffenheit und ihres Leistungsversprechens eigentlich Medizinprodukte.“ Wahrscheinlich ist aber nur ein Teil der Apps in den App-Stores als Medizinprodukt zugelassen und erfüllt die höheren gesetzlichen Anforderungen. Dadurch sind unter Umständen Risiken mit ihrer Nutzung verbunden.

Der TÜV Verband gibt nachstehende Tipps für einen sicheren Umgang mit Gesundheits-Apps:

  • Kritische Bewertung der Angaben: Betrachten Sie die Angaben von (nicht ärztlich verordneten) Gesundheits-Apps immer kritisch und reflektiert. Verlassen Sie sich nicht blind darauf, sondern prüfen Sie, ob die Informationen plausibel und verlässlich sind.
  • Achten Sie auf Datenschutz: Bevor Sie eine Gesundheits-App herunterladen, werfen Sie einen Blick auf die Datenschutzinformationen im App-Store. TÜV-Prüfsiegel weisen auf Datensicherheit hin.
  • Informieren Sie sich über den Anbieter: Lesen Sie sich die Beschreibung der Apps sorgfältig durch und recherchieren Sie den Anbieter. Vertrauenswürdige Anbieter werden transparente Informationen über ihre App und ihre Hintergrundexpertise bereitstellen.
  • Prüfen Sie die Kennzeichnung und alternative Informationsquellen: Prüfen Sie, ob eine Gesundheits-App ein Medizinprodukt ist, zum Beispiel dadurch, dass der Hersteller entsprechende Angaben in der Produktbeschreibung oder der Gebrauchsanweisung macht. Eine weitere Quelle kann das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sein, in dem digitale Gesundheitsanwendungen gelistet sind, die im deutschen Gesundheitssystem durch Ärzte verordnet werden können.
  • Konsultieren Sie Experten: Wenn Sie unsicher sind oder spezifische Gesundheitsfragen haben, sollten Sie immer Experten aus dem Gesundheitsbereich konsultieren. Lassen Sie sich von qualifizierten Vertretern der Gesundheitsberufe beraten, bevor Sie aufgrund von App-Ergebnissen konkrete Maßnahmen ergreifen.
Quelle: TÜV Verband e. V. Team Bunte Welt

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