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Hannelore König und Sylvia Gabel über Ziele und Leistungsumfang des Verbands medizinischer Fachberufe

Hannelore König (links), vmf-Präsidentin, und Sylvia Gabel, Referatsleitung ZFA im vmf

(c) Privat

Der Verband medizinischer Fachberufe e. V. (vmf) wurde im Jahr 1963 (damals noch als Berufsverband der Arzthelferinnen e. V.) gegründet und hat derzeit rund 20.000 Mitglieder. Hannelore König, Präsidentin des vmf, und Sylvia Gabel, Referatsleitung ZFA, stellen den Verband im Interview vor.

Mit welchem Ziel wurde der Verband gegründet?

Hannelore König: Eines der ersten Ziele hat der Berufsverband bereits zwei Jahre nach seiner Gründung erreicht: Eine geregelte zweijährige Ausbildung mit der staatlich anerkannten Berufsbezeichnung Arzthelferin auf den Weg zu bringen. Das zeigt, dass das Vorantreiben der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Anfang an zu den wichtigsten Aufgaben des Verbands gehörte.

Seither waren wir auf diesem Gebiet in mehrere Novellierungen von Aus- und Fortbildungsordnungen involviert, senden und qualifizieren unsere Mitglieder für die Arbeit in Berufsbildungs- und Prüfungsausschüssen und sind ansprechbar für alle, die mit uns Aus-, Fort- und Weiterbildung aktiv gestalten wollen.

Hannelore König, Arzthelferin und Betriebswirtin (VWA), ist seit 1981 vmf-Mitglied. Von 1993 bis 2002 war sie erste Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen des vmf (ehemals Berufsverband der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen e. V.) und von 2002 bis 2020 erste Vorsitzende im geschäftsführenden Vorstand. Seit Juli 2020 ist sie Präsidentin mit Schwerpunkt Tarifpolitik und seit 2022 vertretungsweise in der Bildungspolitik.

Einsatz für mehr Wertschätzung und Anerkennung der Leistungen

Sylvia Gabel: Ein anderer Schwerpunkt ist die Tarifpolitik. Die erste Tarifkommission nahm ihre Arbeit 1968 auf und 1969 wurden die ersten Tarifverträge für Arzthelferinnen mit unserem Verband abgeschlossen. Inzwischen sind wir einziger Tarifpartner für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Arzt- und Zahnarztpraxen sowie in den Tierarztpraxen und -kliniken.

Ein drittes wichtiges Ziel ist unser Einsatz für mehr Wertschätzung und Anerkennung der Leistungen der Berufsangehörigen. Das heißt, Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung auf bundes- und landesweiter Ebene. Darüber hinaus beraten und vertreten wir unsere Mitglieder in Fragen des Arbeits- und Sozialrechts.

König: Zu den Mitgliedern gehören seit 1980 auch Tiermedizinische (TFA) und Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) – damals noch Tier- und Zahnarzthelferinnen – und seit 2010 angestellte Zahntechnikerinnen und Zahntechniker.

Der Verteilungskampf ist deutlich rauer geworden

Welche Ziele verfolgt der Verband derzeit?

König: Die genannten Verbandsziele haben sich nicht geändert, aber die Bedingungen sind heute schwieriger, der Verteilungskampf ist deutlich rauer geworden. Wir vertreten nach wie vor unsere Mitglieder und setzen uns für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen ein. Wenn wir etwas erreichen, dann profitieren häufig auch die Nichtmitglieder davon.

Welche aktuellen Herausforderungen beschäftigen den Verband besonders? Und welche Forderungen oder Lösungsvorschläge gibt es dazu?

Gabel: Ein großes Problem ist, dass das Gesundheitssystem in Deutschland immer komplexer wird, Versicherte und pflegende Angehörige unter steigenden Beiträgen ächzen und die Gehaltsschere immer weiter auseinander geht. Darunter leiden vor allem diejenigen, die im unteren Lohnbereich arbeiten. Das sind im Gesundheitsbereich vor allem unsere Berufe.

Die Tatsache, dass die Gehälter von 38 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit in 2021 im Niedriglohnbereich – unter 2.344 Euro brutto im Monat – liegen, während dies in der öffentlichen Verwaltung des Gesundheits- und Sozialwesens nur 5 Prozent sind, zeigt die Lohnungerechtigkeit und den Handlungsbedarf.

ZMF Sylvia Gabel ist seit dem Jahr 2000 vmf-Mitglied. Sie war ab 2002 stellvertretende Referatsleitung ZFA und hat 2014 die Referatsleitung ZFA übernommen. Neben ihrer Tätigkeit ist sie auch Referentin im Gesundheitswesen, QMB (TÜV-Nord cert.), Beauftragte MPG und MPG-Sicherheit, Datenschutzbeauftragte cert. und Hygienebeauftragte. Außerdem hat sie 2005 eine Moderatorenausbildung absolviert.

Lohngerechtigkeit im Gesundheitswesen herstellen

König: Die politisch Verantwortlichen haben die Beschäftigten bei den Heilmittelerbringern gestärkt, sie stärken die Beschäftigten im Pflege- und Krankenhaussektor und legen die Mindestlöhne dort gesetzlich fest. Durch die zeitnahe und vollumfängliche Gegenfinanzierung sowie die Tarifbindung kommen die Erhöhungen auch bei den Beschäftigten in der Pflege an.

Da der ambulante Sektor immer noch hauptsächlich aus Kleinstbetrieben – ohne Tarifbindung – besteht, haben die Beschäftigten dort nur die Möglichkeit, den Job zu verlassen, wenn sie mehr verdienen wollen. In Zeiten des Fachkräftemangels kann man es ihnen nicht verdenken. Das hilft uns als Gewerkschaft aber wenig.

Deshalb sehen wir es als drängendste Problem an, die Lohngerechtigkeit im Gesundheitswesen herzustellen. Das heißt auch, dass unsere Tarifverträge als Mindeststandard für alle verpflichtend sein müssen, die aus dem Topf der Gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt werden. Und neue Tarifabschlüsse müssen – wie im stationären Sektor – zeitnah vollumfänglich gegenfinanziert werden.

Ab dem ersten Tag Anspruch auf kostenfreie Beratung

Wer kann Mitglied im vmf werden?

König: Laut Satzung können MFA, ZFA und TFA (beziehungsweises Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen und -helfer) angestellte Zahntechnikerinnen und Zahntechniker, Auszubildende in diesen Berufen sowie Fortgebildete mit weiterführenden Berufsbezeichnungen sowie Personen, die zu den in Geltungsbereichen und Protokollnotizen der Tarifverträge genannten Berufen gehören, Mitglied werden. Beschäftige, die zum Beispiel als Pflegekräfte in unserem Berufsbild arbeiten, können ebenfalls Mitglied im vmf werden.

Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft?

Gabel: Mitglieder im vmf haben ab dem ersten Tag ihrer Mitgliedschaft Anspruch auf kostenfreie Beratung in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen, zum Beispiel zu Kündigung, Arbeitszeit, Arbeitszeugnissen, Arbeitsverträgen, Gehalt, Rechten während der Schwangerschaft, Tarifverträgen und vielem mehr.

Nach zwölf – bei Auszubildenden nach sechs – Monaten Mitgliedschaft besteht das Recht auf Rechtsvertretung vor Gericht.

Fort- und Weiterbildungen zu vergünstigten Konditionen

Außerdem organisieren wir regionale Fort- und Weiterbildungen, an denen unsere Mitglieder zu vergünstigten Konditionen teilnehmen können. Rabatte erhalten unsere Mitglieder auch für Fortbildungen im Bildungswerk für Gesundheitsberufe e. V. – BIG – und bei weiteren Kooperationspartnern.

Ein weiter Vorteil sind aktuelle, zuverlässige und fachkundige Informationen zu unseren Berufen über die verschiedensten Kanäle: in unserem Verbandsorgan „Praxisnah“, im internen Mitgliederbereich unserer Website und als berufsspezifische Abonnements. Letzteres bedeutet: Ein Mitglied kann im Mitgliederbereich das Berufe-Abo frei wählen beziehungsweise abonnieren und erhält dann per Mail eine Benachrichtigung, wenn eine neue berufsspezifische Info zum jeweiligen Beruf im internen Mitgliederbereich eingestellt wird.

Austausch auch über den Tellerrand hinaus

König: Als vmf-Mitglied ist man Teil einer großen Gemeinschaft und hat Zugang zu einem breiten Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen, mit denen man sich – auch über den Tellerrand hinweg – austauschen kann. Unsere Mitglieder können aktiv mitwirken, zum Beispiel an der Erarbeitung und Umsetzung moderner Aus- und Fortbildungen.

„Gemeinsam ist man stärker“ – wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden aus?

Gabel: Wir sind nicht nur im vmf, sondern auch auf vielen anderen Gebieten interprofessionell unterwegs – und sind sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite gut vernetzt. Das ist nur logisch, weil unsere Berufsangehörigen ebenfalls eine Schlüsselposition im Gesundheitswesen innehaben und im Sinne der Patientinnen und Patienten übergreifend denken müssen.

Darüber hinaus arbeiten wir auch mit anderen Institutionen wie Hochschulen oder Berufsgenossenschaften zusammen, um ein Maximum für unsere Mitglieder zu erreichen. Auch die Mitarbeit in wissenschaftlichen Leitlinien ist uns wichtig, denn hier können wir unsere Fachkompetenz in die Behandlungsprozesse einbringen.

Der vmf bietet auf seiner Website vmf-online.de unter anderem Gehaltsrechner und Fachinfos für die Berufe an. Im internen Mitgliederbereich haben die Referatsleitungen praktische Ausbildungsordner für alle erstellt, die an der Ausbildung des Berufsnachwuchses beteiligt sind.

Quelle: vmf Team Menschen

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