0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1939 Aufrufe

Zi-Forum: Experten aus Ärzteschaft, Politik und Wissenschaft diskutieren Perspektiven der ärztlichen Aus- und Weiterbildung

Der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried, begrüßte diie Expertinnen und Experten.

(c) Screenshot Quintessence News

In der Ausbildung der angehenden Ärztinnen und Ärzte soll die ambulante Versorgung eine größere Rolle spielen. Diese und weitere Vorhaben sieht der „Masterplan Medizinstudium 2020“ vor, der auch für die zahnmedizinische Ausbildung eine Rolle spielen soll. Passiert ist aber wenig bis nichts. Jetzt diskutierten Experten aus Ärzteschaft, Politik und Wissenschaft Perspektiven der ärztlichen Aus- und Weiterbildung beim „Zi-Forum“.

Bereits im März 2017 hat die Bundesregierung den „Masterplan Medizinstudium 2020“ vorgestellt. Darin wird der Ambulantisierung gezielt Rechnung getragen. Angehende Ärztinnen und Ärzte sollen neben den bisher im Mittelpunkt der Ausbildung stehenden hochspezialisierten Fällen an Universitätskliniken auch Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit alltäglichen Erkrankungen in der ambulanten und stationären Praxis kennenlernen.
Studierende sollen dazu im Praktischen Jahr ein Quartal in der ambulanten Versorgung verbringen. Die Allgemeinmedizin soll in der Ausbildung weiter gestärkt werden, indem allgemeinmedizinische Inhalte in der Lehre möglichst ab dem ersten Semester über das gesamte Studium hinweg vermittelt werden und Allgemeinmedizin auch im Staatsexamen geprüft wird.

Deutlich stärker praxisorientiertes Studium

„Mit dem Masterplan liegt seit nunmehr gut sechs Jahren eine fundierte Blaupause für eine längst überfällige Reform der Approbationsordnung vor. Die Richtung ist klar: Wir brauchen ein deutlich stärker praxisorientiertes Studium mit erhöhten Lehranteilen in der ambulanten Versorgung. Die Allgemeinmedizin steht dabei im Vordergrund. Aber auch in vielen spezialisierten Fachrichtungen bildet das Geschehen in Unikliniken und Krankenhäusern nur noch einen Teil des Fachspektrums ab. Um die Medizinstudierenden damit vertraut zu machen, sollten sie frühzeitig, möglichst vor dem Praktischen Jahr, Einblick in die Fragestellungen und Arbeitsweisen in der ambulanten Medizin erhalten. Bund und Länder müssen den Streit über die Verteilung der Mehrkosten der Studienreform jetzt beilegen, dann kann ab 2027 eine reformierte, auf die Belange der künftigen medizinischen Versorgung besser zugeschnittene Ausbildung beginnen.“ Dies sagte der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried, am 8. November 2023 zum Abschluss des Zi-Forums „Ärztliche Aus- und Weiterbildung in der ambulanten Versorgung“ in Berlin.

Dynamik der Ambulantisierung verstärkt sich

Die schon vor der Corona-Pandemie spürbaren Tendenzen zur Ambulantisierung der Medizin hätten sich seitdem weiter verstärkt, so von Stillfried. Diese Dynamik werde sich auch durch die anstehende Krankenhausreform und neue Perspektiven der sektorengleichen Vergütung zunehmend beschleunigen – mit weitreichenden Auswirkungen auf die ärztliche Weiterbildung.

HNO-Behandlungen bereits überwiegend ambulant

So habe das Bundesgesundheitsministerium mit der Verordnung zur Ausgestaltung der Hybrid-DRGs gleich einen Katalog weiterer Leistungen angelegt, der in vielen Fachgebieten dafür sorgen könnte, dass wesentliche Inhalte der Weiterbildungsordnung künftig kaum noch am Krankenhausbett erlernt werden könnten. Besonders betroffen wäre etwa das Fachgebiet der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Schon heute stünden den rund 440.000 stationär behandelten Fällen des Fachgebiets rund 21 Millionen ambulante Behandlungen gegenüber. Je nach weiterer Umsetzung der sektorengleichen Vergütung in diesem Fachgebiet könnten perspektivisch bis zu etwa 60 Prozent der heute noch stationär erbrachten Leistungen unter die sektorengleiche Vergütung und damit in die ambulante Versorgung fallen.

Weiterbildung in der Praxis und Praxisnachfolge

„Erfreulicherweise sieht die aktuelle Weiterbildungsordnung bereits die Möglichkeit vor, dass die zur fachärztlichen Spezialisierung notwendigen Kompetenzen auch in der ambulanten Versorgung erworben werden können. Somit ist davon auszugehen, dass durch die Weiterbildung zunehmend auch notwendige Praxisnachfolgerinnen und -nachfolger gefunden werden können. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen sowohl für die Weiterzubildenden als auch für die Weiterbildenden dafür noch weiter verbessert werden“, erklärte von Stillfried.

Mehr Weiterbildung in Arztpraxen, mehr befugte Ärzte

Die Weiterbildung in Arztpraxen habe zuletzt bereits deutlich zugenommen. Auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bildeten jetzt verstärkt weiter, bekräftigte Dr. Bernhard Gibis, Leiter des Dezernats Sicherstellung und Versorgungsstruktur in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). So habe es 2015 nur etwas mehr als 9.000 Niedergelassene mit einer Weiterbildungsbefugnis gegeben, 2020 seien es bereits mehr als 16.000 gewesen. Die Zahl der Weiterbildungsassistentinnen/-assistenten im ambulanten Bereich habe sich ähnlich dynamisch entwickelt.

Weiterbildungsverbünde Modell für die Zukunft

Wichtig seien auch Weiterbildungsverbünde. Gibis zeigte sich davon überzeugt, dass diese perspektivisch auch in der fachärztlichen Versorgung gebraucht würden. Ein Standort allein könne angesichts fortschreitender Spezialisierung kaum mehr eine umfassende Weiterbildung leisten. Dies erfordere die Organisation von Verbünden und Rotationen sowie die Förderung didaktischer Kompetenzen der Weiterbildenden. Dies werde in der Allgemeinmedizin bereits vorgelebt. Es sei daher eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre, wie man fachärztliche Weiterbildung auch in anderen Fachrichtungen fördern könne.

Finanzierungsfrage der Vergütungen klären

Ein zentrales Thema sei in diesem Zusammenhang auch die Finanzierung der Kosten für die ambulante ärztliche Weiterbildung, so Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber könnten nicht aus reinem Altruismus die Zeit für die Vermittlung der Weiterbildungsinhalte investieren und zugleich das Gehalt für den Weiterbildungsassistenten selbst stemmen. Es müssten fachgruppenspezifische Lösungen gefunden werden, damit Leistungen, die von Weiterbildungsassistenten erbracht werden, auch von den Krankenkassen finanziert werden. Wenn die ärztliche Weiterbildung, als Folge der Krankenhausreform, aber auch der vermehrten ambulanten Leistungserbringung, zu einem größeren Anteil als bislang im ambulanten Bereich erfolge, müsse dieser „große Knackpunkt“ gelöst werden, machte Bergmann abschließend deutlich.

Quelle: Zi Politik med.dent.magazin Interdisziplinär

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
26. Apr. 2024

„Nutzen Sie die Chance auf einen Kurswechsel“

Budgetierung, Bürokratie, iMVZ und Digitalisierung: Zahnärzteschaft erwartet Lösungen – Frühjahrsfest von KZBV und BZÄK in Berlin
25. Apr. 2024

Was den Menschen in Deutschland in Sachen Ernährung wirklich wichtig ist

DANK-Kommentar: Zukunftsweisende Empfehlungen des Bürgerrates als Chance für mehr Prävention
25. Apr. 2024

Die Diskussion: Impulspapier „Orale Medizin“

Diskussionsbeiträge und Statements zur Zukunft der Zahnmedizin – diskutieren Sie mit!
23. Apr. 2024

Vorschläge und Forderungen „kraftvoll und pointiert“ an die Politik adressieren

Weniger Bürokratie, mehr Praxisnähe: Bundeszahnärztekammer verstärkt Protest gegen aktuelle Gesundheitspolitik, Kassenärzte starten neue Kampagne
23. Apr. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – April 2024
22. Apr. 2024

Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler

Prof. Dr. Michael J. Noack zum Impulspapier „Orale Medizin – Die Zukunft der Zahnmedizin“
22. Apr. 2024

Umfrage: Wie ist die Stimmung in den Praxen?

KZBV bittet um Teilnahme an bundesweiter Online-Befragung vom 18. April bis 20. Mai 2024
22. Apr. 2024

Maßnahmen reichen nicht, um Fehlentwicklungen einzuschränken

VDZI-Vorstand verabschiedet Stellungnahme zu investorenbetriebenen zahnärztlichen Medizinischen Versorgungszentren und Praxislaboren im iMVZ