0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
5690 Views

„Blutvergiftung“ ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland – eine Vielzahl von Todesfällen lässt sich vermeiden

(c) Axel_Kock/Shutterstock.com

Was kaum jemand weiß: Eine Sepsis ist immer ein Notfall. Unbehandelt ist sie tödlich und deswegen auf eine Stufe zu stellen mit Herzinfarkt und Schlaganfall. Allein in Deutschland erkranken rund 230.000 Menschen pro Jahr an einer Sepsis – über 85.000 Menschen sterben daran. Davon sind mindestens 20.000 Fälle vermeidbar, heißt es in einem DAK-Video.

Doch frühes Erkennen und Behandeln kann Todesfälle vermeiden und Spätfolgen mildern. Deswegen unterstützt die DAK-Gesundheit die Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“. Diese macht bundesweit auf Sepsis aufmerksam und wendet sich auch an pflegende Angehörige, denn sie können oft am besten erkennen, wenn eine Veränderung beim Pflegebedürftigen eintritt.

Sepsis ist umgangssprachlich meist unter „Blutvergiftung“ bekannt, ist aber keine Vergiftung im herkömmlichen Sinn. Eine Sepsis ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Sie entsteht, wenn die körpereigenen Abwehrkräfte nicht mehr in der Lage sind, die Ausbreitung einer lokalen Infektion zu verhindern, und die Erreger in den Blutkreislauf eindringen. Der Körper reagiert mit einer Aktivierung der Abwehrsysteme, insbesondere des Immun- und Gerinnungssystems. Dadurch werden jedoch nicht nur die Erreger, sondern auch die körpereigenen Organe, wie zum Beispiel Lunge, Herz und Niere, geschädigt. Es kommt zu einem septischen Schock und Multiorganversagen.

Risikofaktoren: offenen Wunden, Kathetern oder ein geschwächtes Immunsystem

Eine Sepsis kann sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen. Besonders in Kombination mit Risikofaktoren wie offenen Wunden, Kathetern oder einem geschwächten Immunsystem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, eine Sepsis zu entwickeln.

Häufige Anzeichen sind:

  • Fieber (kann auftreten, muss nicht)
  • Verwirrtheit oder Desorientiertheit
  • Wesensveränderung
  • schneller Puls, Herzrasen
  • Kurzatmigkeit, schnelle Atmung
  • beschleunigte Atmung (ab 22 Atemzüge/Minute)
  • feuchte, kalte oder fleckige Haut
  • starkes Unwohlsein
  • extremes, nie vorher gekanntes Krankheitsgefühl

Treffen zwei oder mehrere dieser Symptome auf, empfiehlt die DAK, den Notruf unter 112 zu kontaktieren und die Krankheitszeichen zu schildern. Hierbei soll direkt nachgefragt werden, ob es eine Sepsis sein könnte, und auf akute Infektionen und Risikofaktoren wie Katheter oder offene Wunden hingewiesen werden.

Systematisches Screenen ermöglicht eine schnellere Behandlung

Zur Sepsis hat die DAK auch PD Dr. med. habil. Matthias Gründling, SepsisDialog der Universitätsmedizin Greifswald, befragt:

Warum ist es selbst für medizinisch geschultes Personal schwierig, eine Sepsis zu erkennen?

PD Dr. med. habil. Matthias Gründling: Das liegt daran, dass die Symptome sehr unspezifisch sind und viele andere Krankheiten ähnliche Symptome haben. Ein Beispiel: Bewusstseinsstörungen, bei denen jemand schläfrig wird, durcheinander oder nicht mehr orientiert ist – das sind Anzeichen, die auch bei einem Schlaganfall oder bei einer Vergiftung auftreten. Hohes Fieber und schnelle Atmung treten auch bei der normalen Grippe auf.

Wie lässt sich eine Sepsis zweifelsfrei feststellen?

Gründling: Durch strukturiertes Vorgehen. Wir haben dafür eine Kitteltaschenkarte. Dort sind Kriterien aufgeführt wie schnellere Atmung, schneller Herzschlag, Bewusstseinsveränderungen, Fieber, Veränderungen an der Haut. Alle kritisch kranken Patientinnen und Patienten müssen auf diese Kriterien gescreent werden. Werden zwei erfüllt, wird weitergesucht: Gibt es zum Beispiel einen Infektionsherd? Hat die Lunge Probleme? Ist eine Kanüle entzündet? Dies können Hinweise auf eine Sepsis sein. Es ist wichtig, sehr systematisch vorzugehen, dann ist das Krankheitsbild gut zu erkennen. Daten belegen, dass das systematische Screenen Leben rettet, weil eine schnellere Behandlung möglich ist.

Tetanusimpfung verhindert keine eine Sepsis

Was wünschen Sie sich für die Sepsis-Früherkennung?

Gründling: Vor allem, dass die Bevölkerung über Sepsis Bescheid weiß, ähnlich wie beim Herzinfarkt. Alle sollten das Wort „Sepsis“ schon mal gehört haben und ungefähr wissen, was es für Anzeichen gibt. Niemand sollte mehr glauben, dass eine Tetanusimpfung eine Sepsis verhindern kann oder dass ein roter Strich in Richtung Herz auf eine Sepsis hindeutet. Außerdem muss das Screening-Instrument überall zum Standard werden. Wenn das gelingt, kann die Sepsis auch eher erkannt werden.

Die DAK erklärt auf ihrer Website in einem kurzen Video, wie es zu einer „Blutvergiftung“ kommt und was dann im Körper passiert.

Reference: Team Bunte Welt

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
3. May 2024

Reiseversicherungen – welche sind notwendig?

Schutzengel für Reisen oder Unglücksbringer fürs Portemonnaie? Reiseversicherungen auf dem Prüfstand
3. May 2024

Effiziente Abläufe, ausgefeilte Technik, intuitives Design

Dürr Dental launcht zwei neue Röntgengeräte – cloudbasierte Softwarelösung für noch einfachere Bildbetrachtung und Bearbeitung
2. May 2024

Kein Anspruch auf eine Schlussformel in einem Arbeitszeugnis

Grundrechte beider Parteien sind zu beachten – Interesse des Arbeitgebers ist höher zu bewerten
30. Apr 2024

Ersthelfenden-Reanimationsquote betrug 2023 rund 50 Prozent

Bericht des Deutschen Reanimationsregisters: Weitere Anstrengungen zur Steigerung der Quote nötig
30. Apr 2024

Trefferauswahl jetzt einfacher priorisieren

Stellen- und Praxisbörse der Berliner Zahnärzteschaft hat ein neues Design und neue Funktionen erhalten
30. Apr 2024

Antimikrobielle Wirkstoffe der Zukunft

HIRI-Forschungsteam führt erste umfassende Studie zu CRISPR-basierten Antibiotika in Klebsiella pneumoniae durch
30. Apr 2024

Intuitiv verwendbare Mundhygienehilfsmittel empfehlen

Beim Webinar am 21. Mai 2024 werden zwei Teilnehmer des international besetzen Experten Hearings alle Konsens-Statements präsentieren und diskutieren
29. Apr 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – April 2024