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Zahnzusatzversicherungen waren Thema im ARD Morgenmagazin – Tipps von Gabriele Bengel

(c) fizkes/Shutterstock.com

Am 19. August 2021 war im ARD Morgenmagazin Holger Rohde, wissenschaftlicher Leiter bei Stiftung Warentest, zu Gast und beantwortete Fragen zu Zahnzusatzversicherungen (ZZV). Wie so oft ging es darum, was eine Zahnzusatzversicherung leistet und ob sie sich lohnt. Einige seiner Aussagen dürften allerdings bei den Zuschauerinnen und Zuschauern eher für Verwirrung sorgen.

Zwei Kernaussagen des Beitrags sind sicherlich unbestreitbar:

  1. Zahnersatz braucht irgendwann jeder
  2. bei der gesetzlichen Krankenversicherung wird nur das Notwendigste bezahlt. Ästhetische Gesichtspunkte spielen keine Rolle. Schöne Zähne bezahlen private Zusatzversicherungen.

Zu einigen Aussagen aus dem Beitrag gibt Gabriele Bengel, die sich seit vielen Jahren auf Zahnzusatzversicherungen spezialisiert hat, nachfolgend ergänzende Informationen.
 

Aussage 1: Eine Vollkasko-ZZV kostet für Ältere 80 Euro pro Monat

Bei dieser Behauptung blieb der Moderatorin Anna Planken beinahe die Spucke weg. Vielen Verbrauchern vermutlich auch. Die Vollkasko-Versicherung zahlt 100 Prozent für Zahnersatz, 100 Prozent für zahnerhaltende Maßnahmen – jeweils inklusive der Leistungen der GKV – und 100 Prozent für Prophylaxe. Bei Barmenia kostet die Vollkaskoversicherung monatlich 70,40 Euro. Andere 100-Prozent-Zahntarife kosten ähnlich viel. Zum Beispiel zahlen Ihre Patienten bei der Gothaer 70 Euro und bei der Bayerischen 67,50 Euro – wobei diese beiden die Erstattung der Prophylaxekosten auf 200 Euro pro Kalenderjahr begrenzen. Bei der Bayerischen ist noch erwähnenswert, dass der Beitrag ab Alter 71 sinkt und ab Alter 81 nur noch 49,20 Euro beträgt.

Alle, die regelmäßig zwei Mal pro Jahr PZR und Prophylaxe wahrnehmen, holen sich einen „garantierten Rückbeitrag“. Damit lautet die Rechnung für Barmenia: 70,40 Euro pro Monat ergibt 844,80 Euro pro Jahr. Gehen wir davon aus, dass zwei Mal PZR/Prophylaxe insgesamt 200 Euro pro Jahr kosten, bleiben 644,80 Euro pro Jahr beziehungsweise 53,74 Euro pro Monat als tatsächlicher Beitragsaufwand.

Aussage 2: Eine ZZV ist nur für größere Behandlungen wie Implantate

Früher war es tatsächlich so, dass die Versicherer nur die Kostenerstattung für Zahnersatz in ihren Tarifen berücksichtigt haben. Inzwischen bieten die Versicherer oftmals nur noch den Komplettschutz an mit Leistungen für Zahnersatz, Zahnbehandlung und PZR/Prophylaxe.

Leider wird das in den Tests von Stiftung Warentest gar nicht bewertet. Solche Tarife sind für Ihre Patienten viel wertvoller als die alten Tarife. Nicht nur ältere Patienten versichern sich. Auch Jüngere sichern sich zunehmend ab – vor allem für zahnerhaltende Maßnahmen, PZR und Prophylaxe. Mancher Zahntarif gibt übrigens einen Zuschuss (200 Euro bis 300 Euro alle zwei Jahre) für Bleaching. 21-Jährige bekommen derartigen Komplettschutz schon für 13,60 Euro pro Monat.

Aussage 3: brennende Häuser werden nicht versichert

Ein Zuschauer fragte nach, ob man auch versichert werden könne, wenn der Behandlungsbedarf schon feststeht. Dies wurde verneint. Als Ausnahme kam der ERGO-Zahnersatz-Sofortschutz zur Sprache, der für Kronen, Brücken und Prothesen sowie Suprakonstruktionen auf Implantaten den Festzuschuss verdoppelt.

Nicht erwähnt wurde, dass es inzwischen zwei Versicherer gibt, die den Ersatz von bis zu drei fehlenden oder zu ziehenden Zähnen erstatten, auch wenn der Lückenschluss oder die Beseitigung der Freiendsituation bereits geplant ist. Die Tarife gibt es mit 70 Prozent, 90 Prozent oder 100 Prozent Erstattung der Gesamtkosten (inklusive GKV-Leistung) – begrenzt in den ersten vier Kalenderjahren auf Höchstbeträge (zum Beispiel in den ersten zwei Jahren 1.400 Euro bis 2.700 Euro – je nach Tarif).

In Kürze soll nach unseren Informationen ein neuer Zahn-Sofort-Schutz auf den Markt kommen, der auch für geplante Füllungstherapien und Wurzelbehandlungen eine Sofortleistung zur Verfügung stellt.

Leistungsstarke ZZV mit hervorragendem Preis-/Leistungsverhältnis

Die im ARD Morgenmagazin erwähnte Vollkasko-Versicherung wird von Ihren Patienten weniger häufig nachgefragt als die Zahnzusatzversicherungen mit 80 Prozent oder 90 Prozent Erstattung für Zahnersatz und Zahnbehandlung. Wiederholen wir die eingangs aufgestellte Berechnung für 61-Jährige für folgenden Zahntarif: Barmenia, 80 Prozent für Zahnersatz, 100 Prozent für Zahnbehandlung und Prophylaxe. Monatsbeitrag 38,20 Euro. Pro Jahr zahlen Ihre Patienten also insgesamt 458,40 Euro.

Ziehen wir davon wieder 200 Euro jährliche PZR und Prophylaxekosten ab, bleiben als Jahresbeitrag 258,40 Euro beziehungsweise pro Monat 21,54 Euro. Angenommen, die Versicherten zahlen bis Alter 81 diesen Netto-Beitrag von 21,54 Euro, dann haben sie in 20 Jahren 5.169,60 Euro dafür investiert, dass sie sich jederzeit hochwertige Zahnmedizin leisten können. Brauchen sie in diesen 20 Jahren neben PZR/Prophylaxe fünf Kronen (Erstattung 600 Euro pro Krone), zwei Wurzelbehandlungen, die die GKV gar nicht bezuschusst (je 900 Euro Erstattung) und ein Inlay (Erstattung 400 Euro) – dann haben sie Leistungen für insgesamt 5.200 Euro bekommen. Damit hätte sich der Beitrag bereits gelohnt. Wird zwischendurch eine Brücke oder gar ein Implantat erforderlich, sieht die Rechnung für Patienten noch besser aus.

Eine ZZV braucht man mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal

Zugegeben – es mag auch einzelne Patienten geben, die unterm Strich weniger bekommen, als sie einzahlen. Aber ist das nicht in jeder Hausrat-, Haftpflicht- oder Unfallversicherung genauso? Da passiert es viel häufiger, dass man nur einzahlt und gar keine Leistungen braucht. Zum Glück. Wer will schon einen Wasserschaden in der Wohnung?

Das ist der große Unterschied: die Sachversicherungen schließt man ab in der stillen Hoffnung, sie nie in Anspruch nehmen zu müssen. Eine Zahnzusatzversicherung schließt man ab in der Gewissheit, dass man sie garantiert eines Tages braucht. Man weiß nur nicht, wann. Das bestätigt auch Stiftung Warentest.

Gabriele Bengel, Esslingen

Gabriele Bengel
Gabriele Bengel
(Foto: Die Fotografen in Esslingen)
Gabriele Bengel war viele Jahre bei einer privaten Krankenversicherung für Vertrags- und Leistungsfallmanagement verantwortlich und hat in der Tarifentwicklung mitgewirkt. Außerdem war sie Mitglied im Verwaltungsrat einer gesetzlichen Krankenkasse. Sie hat detaillierte Kenntnisse über das Gesundheitssystem und ist anerkannte Spezialistin auf dem Gebiet der Zahnzusatzversicherungen.

Gabriele Bengel ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin der to:dent.ta GmbH, die im Internet ein Vergleichsportal bietet, das nur leistungsstarke Zahnzusatzversicherungen anzeigt, die strenge Qualitätskriterien erfüllen (Top-Dental-Tarife unter www.todentta.de). Außerdem bietet das Unternehmen Patienten und Zahnarztpraxen an, gezielt die Zahnzusatzversicherung zu vermitteln, die optimal zum Zahnzustand und dem individuellen Zahn-Risiko passt. Kontakt zur Autorin unter gabriele.bengel@todentta.de.


Weitere Beiträge zum Thema: Zahnzusatzversicherungen  – wie aussagefähig sind Testergebnisse?, „Immer neue Tarife: Zahnzusatzversicherungen im Test“,  Alte ZZV: So können Patienten den Schutz verbessern, ZZV: Der individuelle Zahnstatus ist wichtig, Antworten im Antrag sollten mit der Patientenakte übereinstimmen, Zahnzusatzversicherungen: falsche Erwartungen durch Fernsehwerbung, Moderne Zahnzusatzversicherungen bieten viel mehr als Zahnersatz-Leistungen, Leistungsausschlüsse – genauer Blick ins Kleingedruckte lohnt,Krankenkassen kündigen Wahltarife – Patienten verlieren Versicherungsschutz und Privat Zusatzversicherte: Für Praxen wichtiger denn je.

Patientenkommunikation Team Wirtschaft Praxis Nachrichten

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