Quintessenz Zahnmedizin, 5/2022
Zahnheilkunde interdisziplinärSeiten: 442-446, Sprache: DeutschHellmann, Daniel / Hugger, Alfons / Schindler, Hans J.
In der Zahnmedizin und Zahntechnik werden üblicherweise Okklusionskonzepte angewendet, die erdachte Ordnungsprinzipien mit therapeutischer Zielsetzung darstellen. Sie unterscheiden sich in der Regel deutlich von der Gestalt natürlicher Okklusionsbeziehungen. Daher erscheint es ratsam, bei der Notwendigkeit der Rekonstruktion von okklusalen Kontaktflächen bei funktionsgesunden Patienten das bereits adaptierte Okklusionskonzept des Restgebisses sowie den adaptierten Funktionsraum des Unterkiefers zu übernehmen. Es ist nicht die Perfektion der zahntechnischen Ausführung von okklusalen Rekonstruktionskonzepten, die den Schlüssel zu einer gelungenen prothetischen Versorgung darstellt, sondern die enorme Adaptationsfähigkeit des stomatognathen Systems, die jedoch bei einzelnen jüngeren und vielen älteren Patienten eingeschränkt sein kann.
Manuskripteingang: 14.02.2022, Manuskriptannahme: 03.03.2022
Schlagwörter: Okklusion, Okklusionskonzepte, Rehabilitation, Funktionsraum, Interkuspidation
Journal of Craniomandibular Function, 3/2022
Case ReportSeiten: 239-260, Sprache: Englisch, DeutschSchunke, Stefan / Steubesand, Uta / Hellmann, Daniel / Micarelli, Costanza / Gintaute, Aiste
Wenn wir im Artikulator montierte Modelle vor uns haben, sollte dies die klinische Situation des Patienten möglichst genau wiedergeben. Je präziser die Übereinstimmung, desto weniger Probleme sind später in funktioneller wie auch in ästhetischer Hinsicht zu erwarten. Derzeit gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten auf dem dentalen Markt, um eine schädelbezügliche Übertragung in den Artikulator zu vollziehen. Gängige Methoden der Montage sind: Mittelwertig (Bonwill), mithilfe arbiträrer oder lokalisierter Achsen, ästhetische Montage, anhand von Registraten, digitale Verfahren. Innerhalb dieser Gruppen lassen sich noch einmal verschiedene Systeme finden. Die Vielfalt dieser Angebote hat in den vergangenen Jahren zu einer Verunsicherung geführt, worin eventuell die jeweiligen Vor- und Nachteile oder Schwachstellen der einzelnen Verfahren liegen könnten. Es kommen ebenfalls Fragen nach der Sinnhaftigkeit der Anwendung in Bezug auf das Zeit- und Kostenmanagement und der zu erzielenden Verbesserung der funktionellen und ästhetischen Qualität des Endergebnisses auf. Was ist etabliert, fundiert oder gar wissenschaftlich abgeklärt?Gerne werden „neuere“, aktuellere Systeme ausprobiert und es wird versucht, die „Vorteile“ der verschiedenen Systeme miteinander zu verknüpfen – eine Kritik an althergebrachten und tradierten Systemen wird laut. Dieser Beitrag ist aus praktischen Erfahrungen im Alltag entstanden. Es soll dargestellt werden, ob die vermeintliche Leistungsfähigkeit schädelbezüglicher Systeme noch „state of the art“ ist. Können schädelbezügliche Montagen tatsächlich die Anatomie von Milliarden von Patienten wiederspiegeln? Kann ein einziges System alle diese Gegebenheiten darstellen? Diesen und weiteren Fragen soll in diesem Artikel auf den Grund gegangen werden. Nicht theoretisch wissenschaftlich, sondern anhand der etablierten Verfahrensweisen im Dentallabor. Denn da kommen die Restaurationen für unsere Patienten schlussendlich her und nicht aus dem Lehrbuch.
Schlagwörter: funktionelle Referenz, ästhetische Referenz, dentofaziale Analyse, Ästhetikebene, mobile Tischebene
Quintessenz Zahnmedizin, 11/2022
ImplantologieSeiten: 1028-1036, Sprache: DeutschPrechtl, Christopher / Hellmann, Daniel / Brauer, Hans Ulrich
Der Erhalt der ursprünglichen Gewebearchitektur in der ästhetischen Zone ist eine zentrale Herausforderung in der modernen zahnärztlichen Implantologie. Wenn die Voraussetzungen für eine Sofortimplantation mit einer prothetischen Sofortversorgung gegeben sind, ist dies ein möglicher Weg, die ursprüngliche Morphologie der Hart- und Weichgewebe weitgehend zu erhalten. Der vorliegende Beitrag definiert die Begriffe Sofortimplantation, Sofortversorgung sowie Sofortbelastung und illustriert einen klinischen Fall, bei dem nach Fraktur eines Frontzahns eine Sofortimplantation mit provisorischer Sofortversorgung realisiert werden konnte.
Manuskripteingang: 20.05.2022, Manuskriptannahme: 07.07.2022
Schlagwörter: Ästhetische Zone, Emergenzprofil, Sofortimplantation, provisorische Sofortversorgung, Sofortbelastung
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 1/2021
WissenschaftDOI: 10.3238/dzz.2021.0005Seiten: 49, Sprache: DeutschHellmann, Daniel / Schindler, Hans J.
Einleitung: In der zahnärztlichen Praxis, aber auch in der Physio-, Schmerz- und Psychotherapie, stellen sich immer wieder Patienten vor, die über störende und als unangenehm empfundene Zahnkontakte klagen, welche klinisch weder als Fehlkontakte objektivierbar sind noch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen (beispielsweise des Parodonts, der Pulpa, der Kaumuskulatur oder der Kiefergelenke) stehen. Nicht selten erleben die Patienten diese empfundenen okklusalen Störungen als dauerhafte Einschränkung ihres oralen oder auch ganzkörperlichen Wohlbefindens. Begleitend bestehen häufig psychologische Belastungen. In den beschriebenen Fällen handelt es sich häufig um Patienten, die an einer okklusalen Dysästhesie (OD) leiden, wobei eine differenzialdiagnostische Abgrenzung zu einer Okklusopathie in jedem Fall geboten ist.
Methoden: Im vorliegenden Beitrag werden alltagsrelevante klinische Aspekte der okklusalen Dysästhesie auf der Basis der aktuellen AWMF-Leitlinie "Okklusale Dysästhesie – Diagnostik und Management" sowie anhand von Fallbeispielen erläutert. Als ätiologische Faktoren einer OD werden psychologische Faktoren, Neuroplastizität und Phantomphänomene sowie eine Veränderung der propriozeptiven Reizübertragung und Wahrnehmung diskutiert, wobei die genauen Zusammenhänge bisher wenig erforscht und verstanden sind. Eine invasive okklusale Therapie erscheint nicht empfehlenswert. Die Anwendung oraler Schienen wird in der Literatur ebenfalls kritisch diskutiert. Eine Informationstherapie mit dem Ziel der Aufklärung und Defokussierung ist eine empfehlenswerte Maßnahme. Kognitives Verhaltenstraining, eine fachärztliche Behandlung eventueller komorbider psychischer Begleitfaktoren, eine Pharmakotherapie sowie die Verordnung von körperlicher Aktivität sind weitere therapeutische Möglichkeiten.
Schlussfolgerung: Trotz fachgerechter Therapie stellt sich jedoch häufig kein Erfolg für die betroffenen Patienten ein.
Schlagwörter: Okklusion, Okklusionsstörung, Okklusopathie, falscher Biss, okklusale Dysästhesie, verlorener Biss
DZZ International, 1/2021
Open Access Online OnlyOriginal ArticlesDOI: 10.3238/dzz-int.2021.0005Seiten: 40, Sprache: EnglischHellmann, Daniel / Schindler, Hans J.
Introduction: Patients complaining of uncomfortable and unpleasant tooth contacts are encountered in the dental practice time and time again, as well as in the fields of physiotherapy, pain therapy, and psychotherapy. These tooth contacts are neither clinically identifiable as premature contacts nor associated with other disorders (e.g., of the periodontal tissues, dental pulp, masticatory muscles, or temporomandibular joint). It is not uncommon for patients to experience this perceived occlusal discomfort as a constant impairment of their oral or physical well-being. This is often accompanied by psychosocial problems. The cases discussed in this article often concern patients suffering from occlusal dysesthesia (OD), although a differential diagnosis must always be carried out to distinguish OD from occlusal disease.
Methods: This article presents clinical features of occlusal dysesthesia that are relevant to everyday practice. These features are explained based on the current guideline "Occlusal Dysesthesia – Diagnostics and Management" published by the Association of the Scientific Medical Societies in Germany (AWMF) and by means of case examples. Psychopathological factors, neuro-plasticity, phantom phenomena, and changes to the transmission of proprioceptive stimuli and perception have been discussed as etiological factors of OD; however, the exact connections have not yet been extensively researched or fully understood. Invasive occlusal therapy is not advisable. The use of dental splints is also a controversial topic of discussion in the literature. Patient counselling and education about the nature of OD ("information therapy") that aims to explain and defocus is a recommended measure. Other therapeutic alternatives include cognitive behavioral therapy, specialist medical treatment of possible comorbid psychological factors, pharmacotherapy, and the prescription of physical activity.
Conclusion: Despite professional therapy, treatment of affected patients is often unsuccessful.
Schlagwörter: false bite, lost bite, occlusal discomfort, occlusal disease, occlusal dysesthesia, occlusion
Kieferorthopädie, 4/2020
Seiten: 363-372, Sprache: DeutschHellmann, Daniel / Schindler, Hans J.
Aus zahnärztlicher Sicht wird die Therapie oder gar eine Rehabilitation des kraniomandibulären Systems bei schmerzhaften muskuloskelettalen Beschwerden in der Regel mit Okklusionsschienen und dem Einsatz von Medikamenten in Verbindung gebracht. Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch, dass koordinatives Training einen wesentlichen Baustein zu einer tatsächlichen Rehabilitation kompromittierter motorischer Systeme darstellt, da die Reduktion von Schmerzen als alleiniges Therapieziel in der Regel keine Auflösung von schmerzbedingten Schonhaltungen bewirken kann. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse in Bezug auf die motorische Adaptation bei muskuloskelettalen Schmerzen sowie über einige erprobte zahnärztlich-therapeutische Möglichkeiten von koordinativem Training zur weiterführenden Rehabilitation des kraniomandibulären Systems, die auch ohne größeren apparativen Aufwand durchgeführt werden können.
Schlagwörter: CMD, myofaszialer Schmerz, Schmerzadaptation, Rehabilitation, koordinatives Training
QZ - Quintessenz Zahntechnik, 4/2020
ErfahrungsberichtSeiten: 426-442, Sprache: DeutschHellmann, Daniel
In dem Beitrag wird die Herstellung von Okklusionsschienen gezeigt. Basis für die verschiedenen Modifikationen ist die sogenannte Modulare Rehabilitationsschiene. Mit den hergestellten Schienen lassen sich nach Ansicht des Autors mehr als 90 % der im Praxisalltag vorstelligen Patienten mit myoarthropathischen Beschwerden therapieren.
Schlagwörter: Okklusionsschiene, Michigan-Schiene, Modulare Rehabilitationsschiene, Tiefziehverfahren, Zentrik
QZ - Quintessenz Zahntechnik, 4/2019
StatementSeiten: 532-540, Sprache: DeutschDevigus, Alessandro / Christen, Urban / Hellmann, Daniel
Journal of Craniomandibular Function, 1/2019
Digitaler SonderdruckSeiten: 17-29, Sprache: Deutsch, EnglischRauer, Ann-Kristin / Giannakopoulos, Nikolaos-Nikitas / Hellmann, Daniel / Hugger, Sybille / Schmitter, Marc / Schindler, Hans-Jürgen / Hugger, Alfons
Eine vergleichende klinische PilotstudieDas Ziel der vorliegenden randomisierten klinischen Studie war es, bei Patienten mit schmerzhafter Myoarthropathie (MAP) eine konventionelle Okklusionsschienentherapie und ein physiotherapeutisches Heimübungsprogramm mit Hilfe des Therapiegerätes RehaBite (Dentrade International e.K., Köln) miteinander zu vergleichen. Hierfür wurden 45 Patientinnen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mit akuten oder akut-persistierenden myofaszialen Schmerzen des Kausystems (Graduierung chronischer Schmerzen [GCS] I und II) in die Studie aufgenommen. Es wurden 23 Patientinnen mit RehaBite behandelt, während bei 22 Patientinnen eine Okklusionsschiene eingegliedert wurde. Über einen Therapiezeitraum von drei Monaten wurde zunächst eine kraftkontrollierte elektromyographische Ausgangsmessung (T0) bei submaximalen Kräften von 100 Newton (N) sowie bei maximalen Kräften in habitueller Okklusion durchgeführt. 14 Tage sowie sechs Wochen nach Therapiebeginn erfolgten Kontrollen (T1 und T2). Drei Monate (T3) nach Beginn wurde die Messung wiederholt. Zusätzlich wurden bei jedem Untersuchungstermin die Schmerzstärke (mittels GCS-Bogen) und -lokalisation erfasst, eine Beurteilung der Handhabung und des Therapieeffektes sowie Kieferöffnungsmessungen und Muskelpalpationen durchgeführt.
In beiden Gruppen zeigte sich eine signifikante Schmerzreduktion, wobei RehaBite die Schmerzen deutlicher reduzierte. Die Kieferöffnung vergrößerte sich in beiden Kohorten, allerdings deutlicher in der RehaBite-Gruppe. Bei der Beurteilung der Handhabung sowie bei der Wahrnehmung des subjektiven Therapieeffektes schnitt dagegen die Okklusionsschiene signifikant besser ab. Bei der normierten EMG-Aktivität der submaximalen Kräfte von 100 N zeigten sich nur in der RehaBite-Gruppe statistisch signifikante Unterschiede zwischen T0 und T3. Die normierte EMG-Aktivität bei maximaler Kraftentfaltung in habitueller Okklusion erhöhte sich in der RehaBite-Gruppe sowohl für den M. masseter als auch für den M. temporalis anterior statistisch signifikant zwischen T0 und T3, während sie sich in der Okklusionsschienen-Gruppe nur für den M. masseter statistisch signifikant erhöhte.
Aufgrund der ähnlichen therapeutischen Wirkung beider Therapiemittel können Patienten mit myofaszialen Schmerzen des Kausystems Heimübungen alternativ oder in Kombination mit einer Okklusionsschiene empfohlen werden.
Schlagwörter: Elektromyographie, Funktionstherapie, Craniomandibuläre Dysfunktion, RehaBite, Okklusionsschiene, Physiotherapeutische Heimübungen
Team-Journal, 3/2018
Seiten: 131-135, Sprache: DeutschHellmann, Daniel / Schindler, Hans J.
Neben Zahnschmerzen sind die schmerzhaften Myoarthropathien (MAP-Schmerzen der Kiefergelenke und/oder -muskulatur) die häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten in der zahnärztlichen Praxis vorstellig werden. Circa dreiviertel der Patienten leiden unter myofaszialen Schmerzen der Kiefermuskulatur, während bei den übrigen Patienten entweder isolierte Gelenkschmerzen oder eine Kombination aus Muskel- und Kiefergelenkschmerz vorliegen. Frauen sind etwa viermal häufiger betroffen als Männer10. Die Prävalenz bei Kindern ist geringer als bei Erwachsenen und steigt mit dem Beginn der Pubertät an9. Die Symptome sind in der Kindheit meist milder10,11. Die Prävalenz von MAP-Schmerzen bei Erwachsenen variiert von 2-18 % bei Frauen und 0-10 % bei Männern4,2.